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Stöbers Greif schrieb am 29.11. 2002 um 15:52:14 Uhr über

Blastertheorie

Blastertheorie



Zweck dieses Stichworts:

Unter diesem Stichwort lade ich Leute ein, ihre Gedanken über den Blaster austauschen.

(Mir ist klar, daß die Blastermacher für diesen Zweck ursprünglich einmal die Foren eingerichtet haben; aber: dort verschwinden die Überlegungen sehr schnell in der »Tiefe des Raumes«, was ich sehr schade finde. »Blastertheorie« klingt reichlich anspruchsvoll, angemessener wäre »Poetologie des Blasters« - aber das Stichwort soll leicht zu merken und schnell zu finden sein.)


Wer ich bin und was mir der Blaster bedeutet:

Ich bin Stöbers Greif, eine Blaster-Figur. Natürlich besitzt diese Figur einige Züge meiner Person im »real life«; aber bei weitem nicht alle, dafür aber wieder andere ausgedachte. Ich lege auf diese Trennung großen Wert. (Thomas Mann IST nicht Gustav Aschenbach, Goethe IST nicht Faust, Nicole Kidman ist nicht identisch mit den Figuren ihrer Filme.) - Der Blaster ist für mich ein Experiment und ein Kunstwerk; ich weiß, daß er für andere User etwas anderes bedeutet, daß andere von ihm einen anderen Gebrauch machen. Ich finde das auch völlig in Ordnung. Aber ich bewege mich in ihm nun mal so, als wäre er ein Kommunikationsexperiment und zugleich ein neuartiges literarisches Kunstwerk mit besonderen Eigenarten (Interaktivität, Hypertextstruktur, eine Kreativitätsmaschine usw.). - Es macht mir Spaß, Blasterbeiträge zu lesen und selber welche zu verfassen. Es macht mir aber auch Spaß, über das, was ich und andere im Blaster tun, nachzudenken und mit anderen darüber zu reden.

(Die real-life-Person hinter Stöbers Greif hat bereits einmal einen kleinen Artikel über den Blaster und eine Interpretation zu einem Blaster-Artikel geschrieben; ich will nicht ausschließen, daß sich das einmal wiederholt. Aber es ist nicht für eine konkrete nähere Zukunft geplant und dominiert auch in keiner Weise Stöber Greifs Interesse an einem Gedankenaustausch über den Blaster mit anderen Usern.)


Ziel:

Wenn ich dieses Stichwort in den Blaster stelle, so treibt mich dabei das Ziel, den Blaster als Gesamtsystem wie auch einzelne seiner Beiträge besser verstehen und kreativer weiterentwickeln zu können.


Erste Vorschläge für Themen, die mich interessieren würden:

1. Entropie und Navigationshilfen (Beispiel: ein Beitrag - eigentlich ein »Vernetzungsknoten« im engeren Sinne, welcher die Verzweigungen der Yamasaki-Story in Form von Titel-Stichworten auflistet)

Ich kenne den Blaster noch aus einer Zeit, wo man ihn in der Mehrheit seiner Beiträge ganz gut überblicken konnte. Das ist heute nicht mehr möglich. Jetzt beobachte ich Beiträge, die Link-Listen enthalten, über die sich ein bestimmtes thematisches Feld erschließt. Ich finde diese Bestrebungen sehr interessant und sympathisch, obwohl ich weiß, daß sie der ursprünglichen Intention der Blasterschöpfer zuwiderlaufen. Ohne solche Hilfen, die aber noch besser organisiert werden sollten, »verdampft« der Blaster meiner Meinung nach früher oder später in einem sinnlosen Chaos; bestenfalls bleibt er in einer Chat-artigen Oberflächlichkeit existent, so daß etwa gerade noch die jeweils aktuelle Produktion interessiert.

2. Die Nicknames:

Diese Diskussion hatte ich schon mal in früher Zeit im Forum geführt, damals aber sehr einseitig. Während ich auf dem Unterschied von (fiktiver) Nickname-Figur und real-life-Person insistierte, bestanden praktisch alle anderen User, die damals an der Diskussion beteiligt waren, mehr oder minder heftig auf einer authentischen Identität ihrer Blaster-Mitspieler. Andere Haltungen galten als »schräg«, »unehrlich« oder zumindest »seltsam«. Ist das im Grunde beim heutigen Blaster-Publikum auch noch so? (Es gibt ja jetzt dieses Stichwort Leute-die-unter-anderen-Namen-schreiben oder so ähnlich...)

Ich selber kann nach wie vor nicht verstehen, daß man so leicht auf das Vergnügen verzichtet, welches in dem Spiel mit anderen Rollen oder Identitäten zu finden ist. Solange ich meine Kommunikationspartner im Internet nicht sehen kann, können diese doch von der Struktur des Mediums her ohnehin ihre Identität manipulieren. Das dürfte doch jedem User klar sein. Umso mehr wundert mich das Unverständnis, das einen trifft, wenn man sich zu jenem Prinzip bekennt.

3. Die »Vernetzungs-Mafia«:

Zu den eigentümlichsten Erscheinungen im heutigen Blaster zählen die Vernetzungsartikel unterschiedlicher Art; ich finde sie zunächst einmal irritierend, habe mir dazu aber eine Menge Gedanken gemacht, die vielleicht einmal zu diskutieren wären. Hier nur eins von vielen denkbaren Stichworten: Entsprechen dieses Beiträge nicht in gewisser Weise dem Abstraktionsprozeß in der modernen Kunst? D.h. kann man diese Beiträge so verstehen, daß sie keine inhaltliche Aussage mehr machen (wollen), sondern nur noch das abstrakte Verlinkungsprinzip repräsentieren?

4. Der Trend zu den langen Stichwörtern:

Liegt es nur daran, daß die kurzen normalen Worte allmählich knapper werden oder hat dieser Trend andere Gründe?

5. Der Assoziationsbegriff.

6. Freiheit, Mißbrauch und Kontrolle (Zensur).

7. Der Blaster als zeitgemäße Form eines »literarischen Salons« bzw. »Literaturcafés« (das waren Institutionen, welche »user« aus ganz unterschiedlichen Gesellschaftskreisen zu gemeinsamem Gedankenaustausch zusammenführten).

Ein interessanter Nebenaspekt, wenn man dieser Interpretation des Blasters nähertreten würde: Funktion und Rolle der LeiterINNEN dieser Zirkel.



Das sollte fürs erste mal reichen...



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