Kleinradmeritz wurde im Jahre 1430 von den Hussiten fast gänzlich verwüstet. Diese hatten, aus Böhmen hereinbrechend, sich von dem starkbefestigten Zittau abgewendet und zogen auf Bernstadt, welches sie am ersten Weihnachtsfeiertage unter ihrem Heerführer Liback Dewrbeczan mit leichter Mühe eroberten. Es war ein Glück, dass die Bewohner den furchtbaren Hussiten keinen ernstlichen Widerstand entgegensetzten, da diese alle Ortschaften, welche sich muthig vertheidigten, auf die unmenschlichste Weise zu vertilgen pflegten. Von Bernstadt aus entsendeten die Hussiten kleinere Schaaren nach den umliegenden Dörfern, die daselbst raubten, brannten und mordeten wie es ihnen beliebte. Die Bernstädter mussten dem Hussitenführer ein schriftliches Bekenntniss einhändigen, worin sie mit grossem Danke erklären, dass es dem Heere der Waisen ein Leichtes gewesen wäre, sie Alle mit Feuer und Schwert zu vernichten, worauf sie für die ihnen erzeigte Barmherzigkeit geloben, alle Zinsen, welche von Alters her die Stadt bezogen, an das Heer der Waisen zu entrichten. Der Hauptmann Wenzel Liback Dewrbeczan stellte der Stadt dafür einen noch vorhandenen Geleitsbrief aus, worin er den Brüdern des Feldheeres und des alten Tabor gebietet:
„Denselben Lüten nicht zu schaden noch die ürrigen derselben nicht gestattet zu schaden umb Vnser Dienste Willen und zuvor aus hertzöge auf ire güter nit czu setzen noch ir sie lasset nemen, allso als wir denen unsern Luthen haben getan und begeren zu thun mit der Hülfe Gotes in zukünftigen Zeiten. Desselbigen gleichen getrauen wir czu Euch, dass ir dass umb unsertwillen und szu Vnsern Wohlgefallen thun werdt, wissende dass ir Vns daran nicht en cleyn behaglichkeit erzeiget.“
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