Es gab ihn wirklich, den berühmten Birnbaum, der nahe der Kirche über der Gruft stand. Leider ist der “orginal” Birnbaum, der flüsternd die Kinder beschenkte, 1911 dem Sturm zum Opfer gefallen. Lediglich ein Stumpf des Stammes wird in der Kirche aufbewahrt. In der siebziger Jahren ist zu DDR-Zeiten ein Birnbaum nachgepflanzt worden. Da der Baum jedoch den erwünschten Ertrag nicht brachte, wurde ein neuer Baum im April 2000 gepflanzt. Hier das Gedicht von Theodor Fontane:
»Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland...«
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit,
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: »Junge, wiste ne Beer?«
Und kam ein Mädel, so rief er: "Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick heb' ne Birn."
So ging es viele Jahre, bis Lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende, 's war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit.
Da sagte von Ribbeck: "Ich scheide nun ab,
Legt mir eine Birne mit ins Grab!"
Und drei Tage darauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Büdner, mit Feiergesicht,
Sangen: »Jesus, meine Zuversicht,«
Und die Kinder klagten, das Herze schwer:
»He is dod nu. Wer giwt uns nu' ne Beer?«
So klagten die Kinder. Das war nicht recht,
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht.
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum streng verwahrt,
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtrauen gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was damals er tat,
Als um eine Birne ins Grab er bat.
Und im dritten Jahr aus dem Stillen Haus,
Ein Birnbaumsprößling sproß heraus.
Und die Jahre gehen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet's wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung' über den Kirchhof her,
So flüstert's im Baume: »Wiste ne Beer?«
Und kommt ein Mädel, so flüstert's: "Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick geb di ne Birn."
So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.
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