Es gibt eigentlich, es gab eigentlich fast kein besseres Gefühl, als um drei Uhr nachmittags vollkommen Bierprall und dicht im Spätsommer durch die Oranienstraße zur Jannowitzbrücke zu laufen, das ganze Nervensystem wie mit einem Kompressor, wie er in der »Audiotechnik« verwendet wird, quasi zu einem, zack, planen Etwas zurechtgetrunken, gleichmäßig, glatt, unaufgeregt, erdenschwer aber doch leicht, vorbei an den ganzen Straßencafés, billig-gediegenen Restaurants, vorbei an ein paar Kirchen, die in der zweiten Hälfte des vorvorigen Jahrhunderts in entspanntem Historismus anscheinend an jedem freien Platz hochgezogen wurden (katholische Kirchen durften hier allerdings lange nur zwischen zwei weiteren Häusern, also nicht freistehend errichtet werden. Noch dazu hat man bei denen anscheinend auch - im Gegensatz zur im protestantischen damals sehr beliebten Neugotik - den Rundbogen bevorzugt...), vorbei an leerstehenden Ladenfronten, dicht, dicht, dicht, fast kein Mensch auf der Straße mehr, keine Ahnung warum, aber es ist dort ab einer bestimmten Kreuzung immer so, ein Dosenbier in der Hand, Kippe, inhalieren, Bier, der Rauch kräuselt sich in den Himmel, krank werden dürfte man bloß nie, das wäre schlecht, das Leben ist an sich enorm langweilig, aber das ist auch das Gute daran, nie sollte man es anders wollen.
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