Bienen sind geschickter als
angenommen
Bienen sind nicht nur fleißig, wie die Redensart behauptet,
sondern obendrein auch klüger als bisher angenommen. In
Verhaltensexperimenten zeigten die Honigsammlerinnen die Fähigkeit,
so abstrakt zu denken, wie es Forscher bisher nur Wirbeltieren
zugetraut hatten: Die Insekten sind demnach im Stande, auch ein
komplexes System von Wegmarkierungen zu verstehen und anzuwenden.
Sie können die Kategorien »gleich« und »anders« unterscheiden und
sich danach richten. Das berichten Wissenschafter der Freien
Universität Berlin, der Universität Paul Sabatier im französischen
Toulouse und der Australien National University, Canberra, im
britischen Fachjournal »Nature«.
Längst ist bekannt, dass Bienen lernen, auf eine bestimmte Farbe
zuzusteuern, wenn sie dort mit Zuckerwasser belohnt werden. In den
neuen Versuchen flogen die Insekten durch eine Y-förmige Röhre, an
deren Eingang sie ein Farbsignal passierten. An der
Verzweigungsstelle war ein Gang mit derselben Farbe markiert, der
zweite andersfarbig. Rasch begriffen die Tiere, dass Zuckerwasser
stets am Ende der Röhre auf sie wartete, die die gleiche Farbe trug
wie der Eingang. Auch mit einer neuen Farbkombination folgten sie dem
erlernten Schema.
Wurden die so trainierten Bienen danach mit grafischen Mustern statt
der Farbkleckse konfrontiert, etwa einer Auswahl zwischen senkrechten
und waagerechten Streifen, konnten viele die gelernte Lektion mühelos
auf die neue Situation übertragen: Etwa drei Viertel der Tiere flogen
bei der Gabelung in die Abzweigung, die mit dem gleichen Muster
markiert war wie der Eingang. Und auch auf Gerüche konnten sie das
einmal Gelernte anwenden: Sie folgten dem Duft, den sie am Eingang
wahrgenommen hatten.
|