In den 70er Jahren gab die Zeitschrift FUNKUHR eine Reihe erfolgreicher Platten der Popgeschichte in preiswerten Neuauflagen und mit einem zeitgemäßen Beitext versehen heraus, darunter auch die berühmte Bananen–LP von VelvetUnderground. Hier der Beitext:
»Nico, die amerikanische Platin-Blonde aus Köln am Rhein (bürgerlich Christa Päffgen): ehemals Foto- Modell. Dann Mitspielerin in Fellinis «Dolce Vita». Mutter eines Sohnes von Alain Delon. Star in Andy Warhols «Chelsea Girl» und in dem Film « ? ".
Leonard Cohen schrieb Gedichte über sie. Paul Morrissey war ihr Manager. 1974 musizierte sie mit »Tangerine Dream«. Nico über die Rockgruppe Velvet Underground: "Diese Musiker mögen überhaupt keine
Frauen!" Warum singt diese Frau eigentlich? Weil sie ein unheimlich sensibles Gefühl für Gesang hat.
Velvet Underground: Vier Rockmusiker (einschließlich Lou Reed), venusäugige Typen, die so musizieren, als ob der Marquis de Sade Blumen streut. Schwarzgekleidete Engel-Darsteller im dämonischen Transvestiten-Look präsentieren eine Steckdosenmusik, die sich durch bewußt herbeigeführte, zum Teil elektronisch übersteuerte Interessantheit auszeichnet. Kluger Fuzz-Sound (pedalbetreten), a little bit stoned. Musiker von der emotionellen Sorte.
Wer das für pervers hält, ist dem bindfadenblonden Produzenten Andy Warhol bereits auf den Leim gegangen. Genau das wollte er, der New Yorker Pop Art-Zar: pervers sein (im Lexikon-Sinn: verdreht, verkehrt, von der Norm abweichend) Warum Andy Warhol das wollte? Weil er seine Pop Art von Beginn an mit einem Schalk hinter dem Ohr präsentiert und in den Welterfolg katapultiert hat. Mit »Velvet Underground« bleibt Andyschalk auch akustisch im Konzept.
Also: Biene dressieren, auf die Plattenrille setzen und rotieren lassen. Und wenn’s geht, freundlich lächeln. Wie Andy Warhol. "
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