Warum er mir das nie gesagt hat. Jede Woche geht er in die Wohnung seiner Eltern im der Altmütterstrasse, 10. Bezirk. Um die Blumen zu gießen. Indem seine Eltern, Vater aus Turin, Mutter Wienerin, beide Restauratoren im Kunsthistorischen Museum, woselbst sie sich kennenlernten, es den Vater es aber bald wieder nach Turin zog und die Mutter zum Vater, drei Jahre ist das her, und der Alexander bei seiner Großmutter verblieb - es war und blieb diese Wohnung bis zum heutigen Tag ungenutzt!
Wir fahren zusammen hin, indem ich mein Herz beruhige welchem bald einen Herzschrittmacher eingefügt werden muss. Wir steigen in einen dieser Aufzüge, welche Außen- und Innenflügel haben, im Innern getäfelt und mit Spiegeln versehen sind. Alexander ist er fremd indem er die 3 Stockwerke sonst immer hochspringt. Alexander selbst scheint beunruhigt indem er den Schlüssel immer wieder vergeblich ins Schloss steckt. Wie war mir aber dann gleich wie in meiner eignenen elterlichen Wohnung damals vor zuletzt fast 40 Jahren. Der Geruch vor allem. Der Geruch! Und genau der halbrunde Tisch an der Wand mit dem Telefon und eine leere Stelle darüber mit dem Tapeten-Negativ eines ovalen Spiegels vermutlich. Ich musste mich einen Augenblick auf den Stuhl setzten, auch dieser gepolsterte Stuhl wie der in meinen Elternhaus. Schwindel, der mich auch jetzt beim Schreiben immer wieder befällt.
Alexander kehrte in den Flur zurück und schaute mich voll Sorge an. Wer hat mich früher auch so voll Sorge angesehen? Alexander hatte etwas ganz anderes auf dem Herzen indem er sagte: wenn du jetzt gleich mein Kinderzimmer siehst, versprich mir, dass du dich nicht verwundern tust. Versprich es mir! Und so atmete ich zuerst Alexanders Kinderzimmerduft ein, ist es eine gewisse Seife oder ein Waschmittel welches schon lange nicht mehr erhältlich ist? Und etwas wie Socken die auf Wäsche warten? Ich drücke ihn an mich und wundere mich immer wieder aufs Neue, wie groß und wie schmal er ist. Ich sehe jetzt sein Bett welches heute zu kurz für ihn sein dürfte, eine schöne rote, rosa-weiß gestreifte Matratze mit einem zerknüllten hellgrünen Handtuch und den ovalen Spiegel an die Wand gelehnt. Wieder muss ich mich setzen.
Ich kann mich an nicht ein Wort erinnern das ich an Alexander gerichtet habe, aber das hätte ich getan: in der einsamen Wohnung im Selbstgenuß mich nackt im Spiegel betrachtet und aufs genaueste jede meiner Bewegungen und meine Bewegtheit in Augenschein genommen. Glaube mir mein Lieber, so war es bei mir. Und wie ich jetzt alles erinnere. So bewegt war ich dass ich mich im Moment nicht erinnere, wie Alexander meine Worte aufnahm. Wir gingen noch umher in der Wohnung, alle Pflanzen waren tot. Er komme nur deswegen, genau wie ich es gesagt habe, hierher, jede Woche, so Alexander.
|