Etwas klopfenden Herzen bin ich gerade noch rechtzeitig angekommen, in der Kantine der Staatsoper, Dr. Mögglingen hat mich angerufen, den Alexander soll ich auch mitbringen.
Ich werde mit Herrn Ben Tiber bekanntgemacht; ihm bin ihm zuvor schon flüchtig begegnet anlässlich einer Probe zur Britten-Oper. Er freut sich über mein Interesse an seiner Klang-Installation, die den Ausklang der Oper bilden soll.
Es wird eine venezianische Lido-Atmosphäre erzeugt wird durch rollende Wellen und Geräusche und eine ferne Strandmusik.
Der Ami aus Baltimore will indes von mir mehr über Wien erfahren. Um an den „Tod in Venedig“ anzuknüpfen, sage ich, leicht übertreibend, aber auf Englisch fällt mir das leichter, behaupte ich also, dass jeder kultivierte Wiener wenigstens einmal im Leben eine Affäre mit einem der hier so lebhaften, sinnlichen und oft so schönen Buben gehabt habe. Diese Tatsache sei dem Wiener nie unverständlich gewesen im Grunde, weder damals noch heute.
Darauf gibt es eine kurze Unterbrechung, indem Alexander eingetroffen ist, etwas außer Atem durch die Eile, um ihn ist noch eine frische Luft von draußen: feucht und kühl, er lehnt auch den Kopf gegen meinen und küsst mich flüchtig, reicht dann Mr. Tiber die Hand und sagt ganz gekonnt ein hello, nice to meet you.
Wir erfahren, dass Mr. Tiber Verkehrsgeräusche vom Opernring aufgenommen hat. Es sollen am Ende der Oper alle Türen durch das Garderobenpersonal geöffnet werden, es soll das Lidogeräusch durch Verkehrslärm immer lauter übertönt werden, indem in allen Foyers der Oper Lautsprecher installiert sind.
Mögglingen ergänzt: es werden Sirenen einer Ambulanz näherkommen, und zwei Schauspieler werden, als italienische Sanitäter, sich eilends durchs Publikum vor den schon fast schon geschlossenen Vorhang begeben und rufen: dove è il malato !?
Dominique Meyer persönlich wird hervortreten und bestürzt, aber gefasst sagen:
è morto! Va subito a casa! Tutti! Tutte!
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