Bewerbungen schreibe ich nicht mehr. Irgendwann habe ich mir gesagt, es gibt einfachere Methoden, sich klein kriegen zu lassen. Bei Karstadt an der Kasse am Samstag wegen der Preise zu meckern. Oder im angesagten Szene-Restaurant das Essen madig machen. Oder einfach nur so im Weg stehen.
Wenn ich schon störe, dann, weil ich selbst was tue. Und sei es irgend ein Blödsinn.
Aber so durch die standardisierte Blume gesagt zu kriegen: Mädchen, dich kann keiner gebrauchen – das verkrafte ich nicht. Nicht auf die Dauer. Nicht, wenns den dreistelligen Bereich hinauf klettert.
Als Querulantin braucht dich zwar auch keiner, aber du tust wenigstens was anderes als zu Hause die Regale umzuordnen oder das interessante System der Hundehaarverteilung auf den Küchenfliessen zu studieren. Oder eben Bewerbungen zu schreiben, die sich gut verkaufen sollten.
Ich schreibe jetzt immer gleich Ablehungen.
Sehr geehrte Damen und Herren, leider muß ich ihnen mitteilen, daß ich die mir im Tagesspiegel von letzter Woche angebotene Stelle als leitende Einkaufsassistentin aufgrund ihrer unzureichenden Gehaltsvorstellungen nicht annehmen kann. Mit freundlichen Grüßen usw. usf.
Wenn ich Glück habe, bietet irgendwann einer mal doch mehr. Dann nehm ich die Stelle natürlich sofort. Bis dahin gehe ich lieber weiter den Leuten auf den Wecker.
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