In grauer Vorzeit hatte ich ein Bewerbungsgespräch um einen Ausbildungsplatz. Vier freie Plätze gab es, jeweils vier Bewerber sahen sich der Phalanx von mindestens sechs Fragestellern gegenüber. Man fragte mich, ob mein Vater Zeitung liest. Ob er auch mal gelegentlich im Haushalt hilft. Noch heute frage ich mich, inwiefern mich die Antwort darauf für die Arbeit in der Stadtbücherei hätte qualifizieren sollen. Fördert es die allgemeine Hilfsbereitschaft, wenn der Vater beim Staubsaugen hilft?
Vor dem Gespräch hatte mir meine Schwester eingeschärft, dass sicher die Frage käme, was ich gerne lese; und ich solle auf keinen Fall sagen, mein Lieblingsautor wäre Stephen King. Das gab ich auch einer Freundin weiter, die sich gleichfalls beworben hatte und am gleichen Tag mit mir in dieser Bewerberrunde saß. Als dann tatsächlich diese Frage kam, sagte ich, ich lese gerne Edgar Allan Poe, und Britta hatte sich etwas ähnliches ausgedacht. Die anderen beiden Bewerber sagten, sie mögen Stephen King. Ich wurde schließlich nicht genommen, bewarb mich als Arzthelferin, fand eine Lehrstelle und unterschrieb einen Vertrag. Dann kam der Anruf, ein Bewerber wäre abgesprungen, ich könnte nachrücken. Wie das Leben so spielt, landete ich dann doch noch in der Stadtbücherei. Unter den vier Auszubildenden waren die zwei, die Stephen King mochten, allerdings nicht.
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