Anthroposophische Architektur hat schon ihren eigenen Reiz, man mag über das theosophische Überbaubaugedöns denken, wie man will; aber dieses schräge Epigonentum aus Jugendstil und Gaudí - den der Dornacher Doktor eher vorweggenommen hat, aus schieferüberzogenem Hochbunker und psilocyber Gründerzeit, doch, doch. Per Zufall kam ich zwischen meinem 14ten und 22ten Jahr in einer Villa dieses Geistes zu wohnen, wenngleich die elterliche Wohnung nur der im zweiten Stock gelegene Dienstbotentrakt gewesen sein mag; ganz oben unterm Dach juchhe, wo alte MAD-Hefte und Abba-Schallplatten dem Vergessen entgegendämmerten, hatte sich der Erbauer, ein Herr Vobach, bekannt zu seiner Zeit als Herausgteber von 'Vobachs Modeschnitten', eine Art Prä-Burda dereinst, bis ihn die braunen Neuheiden außer Landes keitelten, eine Art Observatorium errichtet. Noch heute entsinne ich mich voller Wehmut an die pubertären Sommernächte bei geöffneter Dachluke - schön war es, doch nicht im Übermaße traumatisch prägend: heutzutage kann ich auch ohne Blick auf den Polarstern masturbieren.
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