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Yadgar schrieb am 23.6. 2005 um 02:01:34 Uhr über

Bergisch-Afghanistan

Eigentlich ein hundserbärmliches Surrogat... wenn man an einem Sommernachmittag auf der alten Abraumklärteich-Dammkrone über Immekeppel steht und den Blick über das Sülztal schweifen lässt mit all seinen komfortablen bis luxuriösen Eigenheimen an den Hängen, den properen Gewerbegebieten am Fluss, der Autobahnbrücke und der großzügig ausgebauten L 284, sollte eigentlich jedem, der halbwegs alle fünf Sinne beisammen hat, klar werden, dass nie und nimmer daraus Afghanistan wird, egal wie fanatisch man es in diese mittelmäßige mitteleuropäische Mittelgebirgslandschaft hineinhalluziniert...

...aber was blieb mir 1983/84 als pickeligem fernsehköpfigem Teenie-Dödel anderes übrig? Der letzte Hippiebus nach Kabul war schon vor undenklichen Zeiten abgefahren, und auf die große Friedensdemo am 23. Oktober '83 in Bonn gegen Pershing II und NATO-Doppelbeschluss traute ich mich erstens nicht - und war zweitens durch die erste Konfirmandenunterrichtsgruppenwochenendfreizeit im Waldheim Dürscheid an just diesem Datum verhindert.

Dafür ging dort dann nicht schlecht die Post ab, auch wenn ich bei Bettina R. (»...ich stehe nur auf Jockeys!«) überhaupt nicht landen konnte und Torsten K.s MAD-Hefte trotz Marschklokörper nun nicht gerade der Weisheit letzter Schluss waren.

Ich zitiere:
»[...] Wir also rein in die coole Kommune Krakau, Klamotten in den Schrank. Drinnen siehts aus wie in 'nem Mujahedinlager, 'n Schrank, Etagenpoofen und sonst null Action. Mit Heizung läuft hier oben nichts, also Polarstimmung. Flezen also jetzt rum und hängen einigermaßen im Siel (was heißt «wir», Torsten liest ja schon wieder sein MAD, ist also weggetreten) trommelt unser Glaubensbonze Vikar Mocka uns schon wieder runter zum Kommunenrat, zum Pandschayat. Die Clique sammelt sich zur ersten Hindukusch-Expedition. Wir spoilen die Westseite des Kuh-i-Murgab runter, am Asmodi-Darja entlang. Dann den Siahkuh hoch, durch Wachanabad bzw. Oberbörsch. Torsten landet in der Shitbox und Svennie kriegt den großen Cool-Koller. Dann 'ne panische Abkürzung: volle Power runter ins Valley. Unten teilen wir uns. Die meisten von uns haben keinen Bock auf Action mehr und wetzen mit unseren Bonzen den Trampelpfad am Kuh-i-Murgab hoch, zurück in die Kommune. Cooler Murgab und ich, wir heizen ganz fetzig weiter, runter ins Kaff. Natürlich ist da nichts mit Discos oder so, wie in Weidenpesch also, und so müssen wir uns die kommenden 48 ausgeflippten Stunden auf Svennies jaulenden Ghetto-Blaster verlassen. Murgab verklickert mir seine Bergsteigerkarriere und macht mich auf Watzmann an, ich bete meine afghanischen Tadschikistanpläne runter. Schließlich sind wir beide so mit Ideologie aufgepoppt, dass wir uns - es wird langsam duster - auch nach Protohafisabad verspoilern. So nennen wir die coole Kommune auf dem Nordende des Kuh-i-Murgab, weil 1989 eine noch viel geilere Kommune nach Afghanistan gepoppt werden soll. Die heißt dann Hafisabad. [...]«

Erschütternd, nicht?


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