Offensichtlich scheint bei aller Unkenntnis der mythologischen Zusammenhänge der Brauch des Geschlechtsverkehrs in der Nacht zum ersten Mai weit verbreitet zu sein. Unsere Zugehfrau verabschidete sich heute mit guten Wünschen für einen 'schönen Maistich'. Auf mein irritiertes Nachfragen hin erläuterte sie mir, daß es üblich sei, in dieser Nacht Geschlechtsverkehr zu haben, ohne jedoch meinen Anmerkungen zur historischen Tradition dieses Brauches folgen zu wollen, diese vielmehr abkürzend mit den Worten »Weiß ich nix von, aber ihr müßt Selleriesalat essen«, diesen Ratschlag begleitend mit einer phallischen Geste, die durch einen emporgereckten Unterarm ausgedrückt war. Nun mag ich zwar keinen Selleriesalat, aber die Vorstellung, mich morgen Nacht als Teil einer kollektiven Massenpaarung zu begreifen, entfacht meine ohnehin stets auf dem Sprung befindlichen Lüste in einem Ausmaß, daß es eigentlich auch ohne Gemüse klappen könnte.
|