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Angerona Jawlensky schrieb am 7.10. 2003 um 02:48:27 Uhr über

Behinderung

"Zürich (September 2003). Das Schweizer Behinderten-Hilfswerk Pro Infirmis engagierte eine niederländische Sexualbegleiterin, um professionelle Sexualassistenten für Menschen mit Behinderungen auszubilden. Heftige Empörung von Seiten der Spender zwang das Hilfswerk jedoch, das umstrittene Projekt einzustellen.

Auch behinderte Menschen haben den Wunsch nach Sexualität, doch für viele von ihnen ist dieses Grundbedürfnis nur schwer oder gar nicht lebbar. Dennoch sexuelle Beziehungen eingehen zu können, soll ihnen durch Sexualassistenz ermöglicht werden. Professionell ausgebildete Begleiter und Begleiterinnen bieten behinderten Menschen über Berührungen wie Streicheln und Massagen die Möglichkeit, ihre eigene Körperlichkeit bis hin zum Orgasmus zu erfahren.

Von dieser Idee war auch das Schweizer Behinderten-Hilfswerk Pro Infirmis überzeugt und engagierte die in Potsdam lebende niederländische Sexualbegleiterin Nina de Vries, um ein Dutzend Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu professionellen „Berührern“ auszubilden. Aufgrund heftiger negativer Reaktionen Seitens der Spender – das Spendenaufkommen ging sofort um 40.000 Franken zurücksah sich Direktionsmitglied Marc Zumbühl jedoch genötigt, sein Projekt wieder einzustellen, obgleich dafür keine Spendengelder verwendet wurden. Offenbar fühlten sich viele Schweizer durch das Ansprechen der Tabuthemen Behinderung und Sexualitättrotz aller Aufgeklärtheit – überfordert, so Zumbühl.

Vorreiter in Sachen Sexualassistenz sind die Niederlande und Dänemark, aber auch in Deutschland gib es mittlerweile zahlreiche Körperkontakt-Dienste für behinderte Menschen. Einer der ältesten ist der „KörperKontaktService Sensis“, der den Kontakt zwischen behinderten Menschen und freien Mitarbeitern herstellt. Es findet kein Beischlaf statt. Den Behinderten ist nach Erfahrungen von Sensis Zärtlichkeit, Nähe und auch einfach Frust loswerden oft wichtiger, als sexuelle Handlungen.

Wie groß die Nachfrage nach professionellen Körperkontakt-Angeboten ist, zeigen die vielen Initiativen im gesamten Bundesgebiet, die sich unter anderem die Etablierung der SexualbegleiterIn als Beruf zum Ziel gemacht haben. Auch der BEB setzt sich mit dem Thema Behinderung und Sexualität auseinander und hat die jüngsten Initiativen hierzu positiv aufgegriffen (Vgl. Orientierung Nr. 2/2003, Bezug über Redaktion Orientierung, Sudetenweg 92, 74523 Schwäbisch Hall, e-mail: Orientierung@beb-ev.de ). Weitere Informationen unter http://www.behindertensexualitaet.de/"


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