Bautzen, du verdammte Schlampe,
deine Gassen stinken nach Vergangenheit,
nach billigem Schnaps und kaltem Rauch,
deine Türme wie Mittelfinger in den Himmel gestreckt.
Hier, wo die Spree sich durchzieht,
wie eine Ader durch die Leiche,
verlorene Seelen taumeln durch die Nacht,
keiner weiß, was er sucht, aber alle wissen, was sie verloren haben.
Auf den Kopfsteinpflastern,
der Dreck klebt wie alte Schuld,
die Kneipen voll mit verlogenen Träumen,
jeder Schluck ein letzter Versuch, nicht unterzugehen.
Ortenburg, du steinerner Bastard,
hast zu viel gesehen, zu viel gehört,
die Schreie der Vergangenheit,
verhallen in deinen kalten Mauern.
Und die Spree, die verdammte Spree,
fließt wie der Scheißegal durch die Stadt,
nimmt alles mit sich, die Träume, die Hoffnungen,
den letzten Rest von Menschlichkeit.
Die Nächte hier sind dunkel, keine Sterne,
nur das flackernde Neonlicht,
das die verzerrten Fratzen beleuchtet,
die sich selbst nicht mehr kennen.
Bautzen, du Narbenlandschaft,
wo jeder Schritt ein Kampf ist,
gegen das Vergehen, gegen das Vergessen,
gegen das unerträgliche Jetzt.
Die Stadt schreit, aber keiner hört hin,
alle zu betäubt, zu müde, zu kaputt,
in den Ecken lauern die Geister,
und die Spree flüstert: »Lass los, lass los.«
Radikal wie die Wut in den Adern,
gnadenlos wie der Morgen nach einer durchzechten Nacht,
Bautzen, du kaputtes Kunstwerk,
aus Schmerz und Hoffnungslosigkeit gemalt.
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