Ein Baumarkt ist in der Regel ein großflächiger Supermarkt, der sich auf Materialien für Heimwerker spezialisiert hat. Baumärkte wurden konzeptionell aus den USA übernommen, wo sie unter der Bezeichnung „Hardware Store“ bekannt sind. Im betriebswirtschaftlichen Zusammenhang wird auch häufig von der „DIY-Branche“ (Abkürzung für: Do it yourself) gesprochen.
Bekam man früher beispielsweise Werkzeuge und Nägel ausschließlich beim Eisenwarenhändler, Farben und Tapeten im Farbenfachgeschäft, Holz beim Holzhändler und Baustoffe im Baustoffhandel, so kann man heute in einem Baumarkt fast alles an einem Ort bekommen.
Inhaltsverzeichnis
1 Entwicklungen
2 Kundenzufriedenheit
3 Daten und Fakten
3.1 Geschichte
3.2 Marktsituation heute
4 Große Baumarktketten
5 Literatur
6 Weblinks
7 Fußnoten
Entwicklungen
Insbesondere Baumärkte gehörten zu den ersten Unternehmen, die den Trend zur Ansiedlung des großflächigen Einzelhandels an den Stadträndern („auf der grünen Wiese“) auslösten.
Aufgrund zunehmender Konkurrenz versuchen sich viele Baumärkte auf verschiedene Weise zu profilieren:
weitere Neueröffnungen (Marktbesetzung, steuerlich verrechenbare Anfangsverluste)
Flächenwachstum
Abwanderung aus den Innenstädten (Parkplätze)
Aufnahme weiterer renditestärkerer Sortimente (Gartencenter, Zooabteilung, Bastel- und Ambiente-Artikel, Lebensmittel, Kleidung, Fahrräder, Autozubehör, Spielzeug, Geschirr, Unterhaltungselektronik, …). So stellen heute in Deutschland die klassischen Baumarkt-Warengruppen Baustoffe, Bauchemie, Fliesen und Werkzeuge/Maschinen nur noch etwa 2/3 der Verkaufsfläche.
Shop-in-shop-Konzepte, Franchise-System (z. B. Obi)
Reduzierung der Lieferantenanzahl
Baustein-Konzept (in Zusammensetzung und Präsentation standardisiertes Teilsortiment)
Personalabbau
Ausweitung der Wertschöpfungskette (Vertragshandwerker, Eigenmarken, Fertighäuser, Leihgeräte)
Serviceverstärkung (Lieferung auf Baustelle, Drive-in-Baustofflager, Einrichtungsberatung vor Ort, …), Value Added Service
Discountbaumärkte ohne Beratung (z. B. B1, Sonderpreis Baumarkt)
Erschließung neuer Vertriebswege (Online-Versand, z. B. Baumarkt Direkt als Joint-Venture von otto group und hagebau)
Ausgliederung von Teilsortimenten in eigene Vertriebslinien (z. B. Lafiora-Gartencenter bei Hornbach, klee-Gartencenter bei Rewe)
Internationalisierung (neue Absatzmärkte)
Kooperationen (z. B. toom BauMarkt GmbH/bauMax, Hornbach/Kingfisher)
Dauerniedrigpreis (Hornbach, Bauhaus)
20 %-auf-alles-außer-Tiernahrung-Aktionen (Praktiker)
Erlebniseinkauf (Vorführungen, Atmosphäre schaffen, Emotionen wecken, Kinderbetreuung)
Kundenzufriedenheit
Beim Kundenmonitor Deutschland, der Kunden nach ihrer Zufriedenheit mit der Servicequalität verschiedener Branchen befragt, erreichten die untersuchten Bau- und Heimwerkermärkte 2010 im Durchschnitt einen vergleichsweise mittelmäßigen Index von 2,48. Bei den großen Anbietern liegen Globus und Max Bahr mit einem Zufriedenheits-Index von 2,31 vor Hornbach (2,32), Bauhaus (2,38), hagebaumarkt (2,46), Hellweg (2,50), OBI (2,53), toom BauMarkt (2,56) sowie Praktiker (2,60). Kleinere Baumärkte wurden nicht ausgewertet, da die Anzahl der Befragten nicht repräsentativ war.
In einer repräsentativen Studie des Branchenmagazins „Do-it-yourself“ in Kooperation mit dem Marktforschungsunternehmen „Konzept & Markt“ wird Globus Baumarkt im Jahr 2011 mit einem Erfolgsindex von 2318 zum 5. Mal in Folge zum kundenfreundlichsten Baumarktunternehmen in Deutschland gewählt. Obi belegt mit einem Erfolgsindex von 2276 Platz 2, gefolgt von hagebaumarkt (2264), Hornbach (2261), Hellweg (2241), Max Bahr (2222), Bauhaus (2218), Praktiker (2136) und toom (2129).
Daten und Fakten
Geschichte
Der erste deutsche Baumarkt war Bauhaus. Das Unternehmen wurde 1960 von Heinz G. Baus in einer Garage in Mannheim gegründet. 1968 wurde von Otmar Hornbach in Bornheim (Pfalz) der erste kombinierte Bau- und Gartenmarkt in Deutschland eröffnet. Im Jahr 1970 eröffnete der erste Obi-Markt in Hamburg-Poppenbüttel.
Marktsituation heute
2005 wurden gemäß dem Branchenmagazin „diy“ in Deutschland 104 neue Baumärkte eröffnet. Damit stieg die Zahl der Bau- und Heimwerker-Fachmärkte auf 4.392. Nach der Definition des Branchenverbands BHB (Bundesverband Deutscher Heimwerker-, Bau- und Gartenfachmärkte e. V.) muss ein Baumarkt allerdings mindestens 1.000 Quadratmeter Verkaufsfläche bieten und über eine bestimmte Warenklassifikation verfügen, um als solcher vom BHB anerkannt zu sein. Nach dieser Definition gab es 2005 in Deutschland 2.520 Baumärkte.
Obi ist heute Marktführer in Europa. Das zur Kingfisher-Gruppe gehörende Castorama ist Marktführer in Frankreich, Italien und Polen.
Marktanteil der jeweils drei führenden DIY-Handelsgesellschaften (DIY=Do It Yourself) in sechs europäischen Ländern (Stand 1998)[1]:
Deutschland: Obi, Praktiker, Bauhaus – zusammen 21,7 %
Frankreich: Castorama / Brico Dépôt, Leroy Merlin (Auchan), Domaxel – zusammen 39,2 %
Großbritannien: B&Q (Kingfisher/ohne Castorama), Homebase (gehört seit 2002 zur Argos Retail Group, einem Zweig der GUS plc., London), Wickes – zusammen 60,1 %
Italien: Bricocenter (Rinascente, inkl. 4 Leroy Merlin outlets), Obi (Tengelmann, D), Castorama (F) – zusammen 5,1 %
Niederlande: Intergamma, Praxis, HDB – zusammen 56,6 %
Spanien: Leroy Merlin (Auchan, F),AKI (GIB, B), ATB (Franchise) – zusammen 57,2 %
Nach dem „Dähne-Informationsdienst“ sind die zehn größten Baumärkte in Deutschland Obi, Praktiker (mit Extra und Top-Bau), Bauhaus, Hornbach, ZEUS (hagebaumarkt, WERKERS WELT, Floraland), REWE Group (toom, B1), Marktkauf, Globus, Max Bahr und I&M Interbaustoff (Stand: Ende 2005). [2] Diese Unternehmen erwirtschafteten 2005 rund 17,7 Milliarden Euro Umsatz und damit fast 80 Prozent des gesamten Branchenumsatzes. [3]
2007 übernahm die Rewe-Kette sämtliche Marktkauf-Baumärkte und wandelte diese in Toom- oder B1-Baumärkte um. Insgesamt beschäftigt die Branche heute rund eine Viertelmillion Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Mit über 30.000 m² Verkaufsfläche ist das Bauhaus in Frechen bei Köln derzeit (Stand: Oktober 2010) der größte Baumarkt Europas.
Die umsatzstärksten Baumärkte in Deutschland Unternehmen Sitz Anzahl der
Filialen 2012 Umsatz 2012 in
Deutschland brutto
Obi
(zur Unternehmensgruppe Tengelmann mit Sitz in Mülheim an der Ruhr) Wermelskirchen 344 3.750 Mio. Euro
Bauhaus Zug (Schweiz) 126 2.730 Mio. Euro
Praktiker mit extra Bau+Hobby und Max Bahr Hamburg 323 2.600 Mio. Euro
Toom Baumarkt (mit B1 Discount Baumarkt)
(zur Rewe Group) Köln-Porz 352 2.437 Mio. Euro
ZEUS Zentrale für Einkauf und Service mit hagebaumarkt, WERKERS WELT und Floraland Soltau 671 2.430 Mio. Euro
Hornbach Neustadt an der Weinstraße 91 2.050 Mio. Euro
Globus St. Wendel 79 1.263 Mio. Euro
Hellweg (Baumarkt)
(gemeinsamen Einkaufsverbund DIYCO mit der BayWa AG) Dortmund 135 963 Mio. Euro
Eurobaustoff Handelsgesellschaft (i&M Bauzentrum) Karlsruhe 324 950 Mio. Euro
EMV-Profi Lage 307 764 Mio. Euro
In Österreich haben bauMax, Lagerhaus, Obi, Bauhaus und Hornbach zusammen nahezu 90 % Marktanteil. Es gibt rund 870 Standorte mit zirka 1,57 Millionen Quadratmetern Verkaufsfläche.[4]
Die US-amerikanische The Home Depot Inc. mit Sitz in Atlanta behauptet von sich, die größte Baumarktkette weltweit zu sein.
Die schlechte Finanzlage vieler Baumärkte, eine mangelhafte Marktpositionierung und der starke Preiskampf setzen die Branche unter Druck. Von den derzeit vierzehn großen Baumarktketten in Deutschland würden im Jahr 2015 nur sieben Unternehmen übrig bleiben, prognostiziert eine Studie des Wirtschaftsprüfungsunternehmens Ernst & Young.
Große Baumarktketten
ACE Hardware Corporation (USA, Indonesien, Malaysia, Philippinen, Dominikanische Republik, Ecuador, El Salvador, Guatemala, Honduras, Nicaragua, Panama, Peru, Venezuela, Americanisch Samoa, Barbados, Belize, Bermuda, Canada, Cayman Inseln, Französisch Polynesien, Grenada, Island, Jamaica, Mexico, Niederländische Antillen, Palau, Puerto Rico, St. Lucia, St. Vincent und Grenadinen, Trinidad & Tobago, Vereinigtes Königreich, US Jungferninseln, Westsamoa, Irak, Israel, Jordanien, Kuwait, Libya, Malediven, Saudi-Arabien, V.A.E.)[5]
Bauhaus (Schweiz, Deutschland und 13 weitere)
bauMax (Österreich, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Rumaenien, Bulgarien, Türkei)
BayWa Bau- und Gartenmärkte (Deutschland), dazu gehören WLZ Raiffeisen-Märkte
Coop Bau + Hobby (Schweiz)
Eurobaustoff über 1.000 Fachhandelsstandorte in Europa (Marken: I&M Bauzentrum, Interbaustoff)
Globus Baumarkt, seit Juli 2007 inklusive Hela (ehemals zu Distributa gehörend)
ZEUS-Gruppe, mit hagebaumarkt sowie WERKERS WELT und Floraland
Hellweg
The Home Depot Inc. (USA)
Hornbach (Kingfisher hält 12,5 % plus eine Aktie am stimmberechtigten Grundkapital der Hornbach Holding AG)
Jumbo-Markt AG (Maus Frères Holding, Schweiz)
Kingfisher-Gruppe (Großbritannien), dazu gehören u. a.: B&Q, Castorama
Knauber
Lagerhaus – Raiffeisen Ware Austria (Österreich)
Leroy-Merlin-Gruppe (Frankreich, Belgien, Spanien, Portugal, Italien, Griechenland, Polen, Russland, China, Brasilien, Türkei)
Migros Do it + Garden (Schweiz)
Obi Heimwerker und Freizeitbedarf Handels GmbH & Co. KG, Franchise-Unternehmen, Tengelmann-Gruppe (in der Schweiz ist Migros Franchisenehmer von OBI)
Praktiker Bau- und Heimwerkermärkte AG, seit August 2006 inkl. Max Bahr
Toom Baumarkt (ehemals Stinnes), inkl. B1 Discount-Baumarkt (ehemals Zack). Seit Juni 2007 gehören dazu auch die – zu einer der beiden Vertriebslinien umfirmierten – früheren „Marktkauf Baumarkt“- und „Baudepot“-Märkte der AVA-Gruppe (damals Teil der Edeka-Gruppe). Toom Baumarkt (ehemals Stinnes-Baumarkt) gehört zur Rewe Group.
EMV-Profi
Daneben gibt es noch größere selbstständige Gartencenter und Holzfachmärkte, die nebenbei auch Baumarktartikel anbieten. Zum Teil gehören sie weiteren Einkaufs- und Marketingverbünden an.
Literatur
Siegfried Rohn (Hrsg.): 30 Jahre bau & heimwerker markt. Euro-Marketing der DIY-Branche. Über den Tag hinaus … Geschichte und Zukunft der Do-It-Yourself-Branche in Deutschland. Siegfried Rohn, Köln 1998.
DIY-Handel in Deutschland: Baumarkt-Filialunternehmen, Kooperationen + SB-Warenhäuser; Ettlingen: Dähne (CD-ROM-Ausgabe oder Druckausgabe), erscheint jährlich seit 1999
Egon Huppert, Christoph Schöffel: Baumarkt-Report; Dokumentation des Eurohandelsinstituts e. V., Verl. DHI, Dt. Handelsinstitut, Köln 1994, ISBN 3-87257-160-5
Gschwantner, Martin: Statistische Methoden der Marktforschung, dargestellt am Beispiel einer Kundenzufriedenheitsanalyse im Baumarkt „Hornbach“ in Ansfelden; Innsbruck, Univ., Dipl.-Arb., 2004
Haberer, Nina: Junge Frauen im Baumarkt: eine Beurteilung der Kommunikationspolitik aus Kundinnensicht; Wien, Wirtschaftsuniv., Dipl.-Arb., 2005
Volker Hammel, Michael Lerchenmüller: Platzierungs- und Präsentationsoptimierung im Baumarkt am Beispiel des „Bausteinprojektes“ der Stinnes BauMarkt AG, Dipl.-Arb. Fachhochschule Nürtingen, 1995
Sejnoha, Bettina: Instrumente und Maßnahmen der Personalentwicklung zur Implementierung von kundenorientiertem Verhalten bei Mitarbeitern im Einzelhandel, dargestellt am Beispiel der Stinnes BauMarkt AG, Dipl.-Arb. Fachhochschule Nürtingen, Esslingen 1996
Das „Institut für Freizeitwirtschaft“, München, gibt regelmäßig bedeutende Analysen des DIY-Marktes heraus. Aktuell: „Der deutsche DIY-Markt bis 2020“, „Marktanalyse Do-it-yourself 2007“, „Heimwerker-Monitor DIY-Handel 2003: die 30 größten B+H-Markt-Gruppen im Urteil der Heimwerker“ sowie „Heimwerker-Monitor DIY-Industrie 2007“.
Die Kölner Unternehmensberatung IBH Retail Experts veröffentlicht jährlich zahlreiche Markt- und Distributionsstudien in den Kategorien Haus, Garten und DIY.
Weblinks
Commons: Baumärkte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Baumarkt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Fußnoten
↑ Markt spezial 2002, Rohn Verlag
↑ Ranking: Die größten Baumarktketten Deutschlands
↑ Baumarktstatistik 2005
↑ Baumärkte retten sich ins Grüne. Neue Strategien sind gefragt. In: orf.at. 22. Juli 2013, abgerufen am 23. Juli 2013.
↑ http://www.acehardwareintl.com/company/locations/
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