Die Eingeweide siechen, weil das Gleichgewicht der Kräfte gestört ist, oder die Säfte verunreinigt sind. Die Volksmedizin hat damit das Andenken an die Humoralpathologie gewahrt. Die Heilbräuche an den inneren Organen halten sich wie sonst auch an Naturdinge, an Handlungen (s. etwa Verpflöcken, Verbohren, Wegschwemmen, Durchziehen usw.) oder an Worte (s. Segen, Charaktere). Im christlichen Kult hat sich unter deutlichem Einfluß älterer Bräuche der Glaube an Heilwirkungen durch Opferungen erhalten. Jedoch bilden die Votivfiguren Einzelorgane, nur vereinzelt Eingeweidegruppen (s. Votive, Lungen). Unter den 14 Nothelfern ist es St. Erasmus, der bei Eingeweideschmerzen angerufen wird, vor allem jedoch wieder bei Unterleibsleiden und Bauchgrimmen, also schon lokalisierten Krankheiten, weil ihm nach der Legende die Eingeweide ausgehaspelt wurden. Als Patron der Unterleibskranken und Gebärenden wird er mit dem Attribut der Haspel dargestellt. Ihm opfert man im Krankheitsfall heute noch die sogenannten »Erasmuswickel«, die man bei den Wachsziehern erstehen kann.
Lexikon des deutschen Aberglaubens 2, 707 (1929)
|