Für Frauen finde ich Bahnfahren überhaupt nicht anstößig. Wenn ich sie in den modernen Fernzügen sehe, in zeitgemäße, gut geschnittene und knitterarme Kostüme gewandet, eine moderne Zeitschrift oder eine Zeitung gar in den manikürten Händen, der Blick überlegen, aber nicht spöttisch, dann denke ich bei mir: »Sie kann zwar nicht Auto fahren, aber Arbeit hat sie« - warum sonst in solch gepflegter Aufmachung in einem hochtechnisierten Fernreisezug? Für die Enkel oder die Tante hätte auch der Bummelzug gereicht. Bahnfahrer hingegen, männliche Bahnfahrerinnen sozusagen, sind mir hingegen oft ausgesprochen unheimlich, besonders, wenn sie das studierfähige Alter überschritten haben. Da denke ich dann immer »Na, warum hat der wohl den Führerschein weg?« und male mir dann schon besorgt aus, ob ich ihn im Zugrestaurant wiedertreffen werde, mit Warsteineratem und spritzwasserfrischem Hosenschlitz, mir meine Zigarette missgönnend, bis eine der eintretenden Bahnfahrerinnen seine Aufmerksamkeit auf sich zieht und ich entfliehe, erleichtert, dankbar, beschämt, den nächsten Tunnel herbeisehnend, hoffend, die Schwärze würde niemals enden.
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