Alle gucken hinein beim Zähneputzen.
Die Mutter schminkt sich davor.
Der Vater lässt seinen Schwabbelbauch zweimal lustig hüpfen, bevor er sich rasiert.
Der Sohnemann nutzt die Gelegenheit, sich beim morgendlichen Onanieren von der Seite zu sehen.
Die Tochter betrachtet sich während sie aus der Dusche steigt, sich abtrocknet und splitternackt einige Balletschritte übt. Für diesen Anblick würden ihre Klassenkameraden, die bei sich zu Hause vielleicht gerade jetzt das machen, was Sohnemann vorher hier machte, töten.
Was so ein scheinbar unverzichtbarer Badezimmerspiegel so alles zu sehen bekommt ...
Und dabei gibt es ihn ja noch gar nicht so lange. Früher war er nur was für die Superreichen, und man erzählte dem abergläubischen Personal, es bringe Unglück, einen Spiegel zu zerbrechen, denn es brachte tatsächlich ein Stück (finanzielles!) Unglück. So ein Luxus.
Wenn man für eine Woche ein Badezimmerspiegel sein dürfte, würde man das wirklich wollen? Nehmen wir mal an, es gäbe so eine Lotterie, die einem einen zuteilt, der man dann wäre. Er könnte ja auch in einem Hotel hängen, oder in einer Singlewohnung.
Doch egal wo, würde man das wirklich alles sehen wollen? Das weiß ich nicht, aber bestimmt würden mehr Leute ja dazu sagen als nein. Ich jedenfalls könnte nicht anders.
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