Die Entwicklung der Badelandschaft in den ursprünglichen »Hallenbädern«, die wirklich nur schnöde funktionales Substitut für die kalte Jahreszeit gewesen waren, und sich durch eine stark chlorhaltige Atmosphäre auszeichneten, ist bemerkenswert. Waren es anfangs noch freudig begrüsste Initiativen, den Aufenthalt in diesen Anstalten angenehmer für jederman zu gestalten, so beobachten wir in der jüngsten Vergangenheit, daß sich auch die Badelandschaften großer Bäder immer deutlicher an Gestaltungskritieren orientieren, die ihren Ursprung in den Gay-Saunen haben. So überraschte mich im mittelfränkischen eine solche Therme mit einem Dampfbad, hinter dessen Eingangstür ein kleiner Vorraum ohne Sitzgelegenheit sich in 4-5 einzelne kleine grottenartig ausgestaltete Höhlen erweitertete, die sogar teilweise in schummerigem rot beleuchtet, teilweise sogar bewußt unbeleuchtet waren, so daß man die dortigen Vorgänge auch dann erahnen konnte, wenn sie garnicht abliefen. Dementsprechend war auch das Publikum in jener Anstalt einzuordnen, dem ohne weiteres anzusehen war, daß man irgendwann am Abend, wenn die Schließung bevorstand, ohne weiteres in einen der umliegenden Clubs umziehen würde. Ich glaube, in einigen Jahren wird es soweit sein, daß diese »Saunalandschaften« durch entsprechende »Ruheräume« in Form abschließbarer Kabinen und schummerig oder garnicht beleuchteter Matrazenlager mit dezenter, anregender Musikberieselung einen weiteren Schritt in die entsprechende Richtung machen werden.
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