Bei Ingeborg Bachmann fällt mir jedesmal meine sagenumwobene lesbische Cousine zweiten Grades ein*, die ihre wittgensteiner Verwandschaft lange vor Erfindung des Stringtangas durch Empfänge im kimmeneinwärts gezogenen Schlüpfer schockierte, in den 60ern in auffallender Häufigkeit meine Schwester zu Urlauben in die Schweiz einlud, bis diese aus nicht näher erklärten Umständen darauf bestand, das nächste Mal bitte zu Hause bleiben zu dürfen, und welche auch nach Abreißen des Kontaktes ihre Anwesenheit in unserer Familie durch die Hinterlassung von gefühligen zeittypischen Haikubänden und Chagallreproduktionen manifestiert hat. Tante H. jedenfalls hegte eine inbrünstige Liebe zur Bachmann, und war in der Zeit, als diese noch zu Lesereisen bereit und fähig war, als Literaturgroupie in Sachen gestundeter Zeit unermüdlich zwischen Hamburg und Klagenfurt unterwegs, von wo zurückkommend sie in enthusiasmischer Weise die massenweinkrampffördernde Ausstrahlung dieser stets so gefährdet wirkenden Leisesprecherin zu schildern wußte. Das soll jetzt nicht heißen, daß ich das beeindruckende Œuvre IB's zwischen lesbischen Homöopathinnen, Anthurienblüten und fliegenden Stadtpfeifern verortet sehen will, das Gegenteil ist aber auch nicht der Fall.
*keine Ahnung, ob das die zutreffende Bezeichnung ist, jedenfalls eine Tochter meiner Großtante mütterlicherseits - setzen solche Präzisierungen Realität oder verschleiern sie eher?
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