Schade eigentlich, daß es in der antiken Mythologie keine Gestalt gibt, welche dem Biere nahe steht. So könnte ich meine jüngste, eigene, vom Vollrausch geprägte, Vergangenheit wenigstens bildungsdünkelhaft verbrämen, so nach dem Motto, das war meine Säuferphase, da ging es sehr »[Phantasiename einer mythologischen Figur hier einsetzen]«isch zu! Aber auch die Konnotationen, welche der Figur des Bacchus abseits ihrer prinzipiellen Verbundenheit mit dem Wein - und nichts als dem Wein, in alkoholischer Hinsicht (Kunststück, damals gab es ja nichts anderes...) - zukommen, sind mit meinem Lebenswandel vom März 2004 bis zum September 2005 mehr als schwerlich vereinbar. Dionysische Ausschweifungen waren mir fremd, wenn man darunter nicht etwa auch noch das hinunterstürzen von Steintreppen in improvisierten Scenester-Diskotheken, regelmäßige schier seelentrümmernde Depressionen in den Ernüchterungsphasen und die systematische Verätzung der eigenen Speiseröhre durch mannigfaltiges Erbrechen rechnet. Ja, ganz im allgemeinen scheinen es, zu diesem Schluß muß ich rückblickend leider kommen, schweißdurchtränkte Alkoholiker und Teilzeitdrogenmißbraucher schwer zu haben, signifikant über die Annäherungsform des gelegentlichen »Datings« hinauszukommen, also auch nur die loseste Art von nicht-einmal-Beziehung, die für gewöhnlich auf gelegentlichem Sehen und herumalbern beruht in festere Bahnen zu lenken. Oftmals zu besoffen zu sein, den Hörer des klingelnden Telefons abzunehmen, mag hier schon Grund genug sein, gar nicht zu reden von den Umständen, die sich in einem solchen Zusammenhang weitergehend ergeben, und die als - um einen Begriff aus der Soziogeographie (oder wie immer die Disziplin heißen mag) zu verwenden - »Push-Faktoren« hygienischer Art umschrieben werden können.
Sehr »bacchisch« also war das alles nicht.
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