In der Straßenbahn saß heute eine noch recht junge Frau - um die 19 schätze ich mal - einem Rentner gegenüber, der sie ziemlich entgeistert anstarrte, wie ich von meinem Stehplatz beobachten konnte. Sie hatte hellblond gefärbtes dauergewelltes Haar, zu einem Pferdeschwanz gebunden, trug eine Collegejacke oder Kapuzenjacke, falls das nicht das gleiche ist, und kippte gegen halb elf morgens schon mindestens die zweite Flasche Bier, wie man dem Geräusch entnehmen konnte, als sie an ihrem Haltepunkt die leere Flasche in eine Plastiktüte gab, die mit einem hochfrequenten Klirren antwortete. An eine ihm zur Seite sitzende Frau, vielleicht seine Tochter, richtete der Greis die überprononciert rhetorische Frage »Was soll aus dem Mädel mal werden?« Ich stand zu weit weg, und sein vermutlicher Hörschaden hätte mich zu einer Lautstärke genötigt, die an den Tag zu legen mir besonders in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht gegeben ist, sonst hätte ich ihn mit den Worten »Eine arbeitsuchende CDU–Wählerin« versucht zu beruhigen.
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