Svoboda,so vermute ich,gehört zu den Männern,die von Frauen,wenn sie einen Kosenamen brauchen,vorzugsweise als Bär bezeichnet werden.Einen anderen Kosenamen,soweit er aus dem Tierreich bezogen wird,hat Svoboda nie erfahren;Frauen sehr verschiedener Art haben ihn als Bären bezeichnet,unabhängig voneinander.Es muß etwas dran sein.Gemeint ist wahrscheinlich das Lieb-patzige,aber auch das Kräftige und Langsame und Schwere,das Zärtlich-Verspielte,das Tückisch-Drollige einer kleinäugigen Bestie,die plötzlich sehr bösartig und gewalttätig sein kann,unberechenbar,einmal ein rührendes Bitte-Männchen,das um eines Zuckers Willen sich tolpatschig dreht,so daß man über das Mitleid hinweg sich entzückt an diesem zottigen Ausbund von Harmlosigkeit,und dann,ohne daß ein Grund zu solcher Verwandlung ersichtlich wäre,eine Bestie,der keine Schranke standhält und die kein Zucker mehr bändigt,die kein Spiel versteht,die von einer restlosen Zerfleischung des Opfers nicht abzuschrecken ist[...]am andern Morgen,ernüchtert von seinem Wahnwitz,der eine Nacht lang(bis die Vögel zwitschern und die Sonne scheint)alles zerredet hat,ernüchtert und beschämt von Ungewißheit,was er eigentlich alles gesagt hat,am andern Tag,dann entschuldigt er sich mit krallenlosen Pfoten,ja,das schon.
»Mein Name sei Gantenbein«
Max Frisch
S.230
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