Meine liebste Bäckereifachverkäuferin heisst Bianca Walter. Sie dürfte so Mitte bis Ende Dreissig sein, und nach landläufiger Auffassung wäre sie wohl nicht unbedingt als hüpsch zu bezeichnen. Sie ist einer dieser herben, dunkelblonden Frauentypen, die man sich sehr gut auf einem schweren Motorrad, mit einem Jagdgewehr oder in einer Bundesregierung vorstellen könnte. Gleichwohl finde ich sie attraktiv, sie hat so etwas, so ein gewisses »avec« ... doch lassen wir das.
In ihrer kleinen Bäckereifiliale habe ich jahrelang morgens meine belegten Brötchen für das zweite Frühstück im Büro gekauft, bis diese entzückende kleine Filiale zu einem mondänen Bäckercafé umgebaut wurde. Sie arbeitet immer noch dort, und immer noch hole ich morgens meine belegten Brötchen, abends unbelegte Brötchen oder Brot für zuhause. Und immer schwatzen wir ein paar Takte miteinander. Es ist durchaus nicht so, daß Frau Walter nur mit mir schwatzen würde, ich ihr Lieblings-Kunde wäre, im Gegenteil: wenn ich warten muß, und Frau Walter zuschaue, wie sie auch in größter Hektik im Laden selbst niemals Hektisch wird, mit jedem, der sich darauf einlässt, einen kleinen Scherz macht, ein paar Worte wechselt, während sie, fast ohne Hinzuschauen, mit Brötchen, Teilchen, Kuchenstücken und Brothälften jongliert, dann warte ich gerne ein paar Minuten vor der Brötchentheke. Mit einem Wort: als Bäckereifachverkäuferin ist Bianca Walter schlicht eine Wucht, und ich glaube wirklich, daß ihr der Beruf viel Freude macht.
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