Ich bin weder Wahabit noch aus der Minnesangära übriggeblieben, aber mich berühren die Axe-Werbespots unangenehm, in denen Frauen durch das Deo (! Wenn es noch das Parfum wäre) eines oftmals fremden Manns - oder in einem Verhältnis zu ihm stehend, das solche Übergriffe eigentlich ausschlösse (Arzt, Schwiegervater, Kellner) zu Ausbrüchen ungezügelter Begierde, ja Geilheit im ureigensten Wortsinne veranlasst wird. Sicher, die Werbefilme sind klar humoristisch und überzeichnet angelegt, und ihre Präsenz im allgemeinen Bewusstsein scheint ihnen Recht zu geben, doch vermeine ich, darin a shape of things to come zu erblicken: Fraglos werden Biochemie und Kosmetikindustrie in wenigen Jahren befähigt sein, ihren Produkten tatsächlich begierdesteigernde Ingredienzien beizumischen - und dann? Wie alle gutgemeinten Erfindungen wird auch diese ihre Opfer fordern, Verfallene und Süchtige, die den Verlockungen der Möglichkeiten keine sittliche Festigung entgegenzustellen in der Lage waren. Vierzehnjährige Gymnasiasten, die in der großen Pause zum Deoschnüffeln auf der Schultoilette verschwinden, werden ebenso alltäglich sein wie sexuelle Nötigung durch Antitranspirantien ein Straftatbestand zu werden verspricht. Opfer sind wie immer die Kinder, deren Schweiß nicht riecht.
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