»Ich bewundere die Stolzen und Kalten, die auf den Pfaden der großen, der dämonischen Schönheit abenteuern und den 'Menschen' verachten, - aber ich beneide sie nicht. Denn wenn irgend etwas imstande ist, aus einem Literaten einen Dichter zu machen, so ist es diese meine Bürgerliebe zum Menschlichen, Lebendigen und Gewöhnlichen. Alle Wärme, alle Güte, aller Humor kommt aus ihr, und fast will mir scheinen, als sei sie jene Liebe selbst, von der geschrieben steht, dass einer mit Menschen- und Engelszungen reden könne und ohne sie doch nur tönendes Erz und klingende Schelle sei.«
ThomasMann
» ... diese *m e i n e* Bürgerliebe« und »... *fast* will mir scheinen« - das ist sehr bezeichnend.
Wozu er sich wohl überreden wollte, dementiert er selbst gleich wieder.
Manns Worte hör ich wohl - allein ihm fehlte wohl der Glaube dran.
»So habe denn auch ich einmal geliebt« - so steht es in seinen späten Tagebüchern, über seine heimliche, wohl platonische Liebe im hohen Alter zu einem Hotelboy.
Aber man musste auch als Bürger in seiner Zeit (gerade als Großbürger) nicht so leben wie ThomasMann - André Gide lebte schon 1920 offen(siv) schwul...
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