Das neue Autoradio spinnt genau so wie das letzte, es hat die WillieNelson–CD, die ich heute erst zweimal gehört habe, geschluckt, und rückt sie nicht wieder raus. Von dem Ärger abgesehen, ohne 'You were always on my mind' in die zweite Phase meines wodkagestützten Rausches einzutreten, steht mir jetzt wieder eine Begegnung mit Herrn D. ins Haus. Schulfreund und Pubertätsbegleiter meines Liebsten, hat Herr D., welcher einen Autoelektronik-Reparatur–Fachhandel oder wie das heißt, besitzt, uns gegenüber diese mich völlig überfordernde rheinische Kumpelhaftigkeit: Ich sehe ihn schon wieder hinzutreten in seinem stets makellosen Blaumann (vermutlich ist sein Kalkül, einerseits werktätig wirken zu wollen, zugleich jedoch zu demonstrieren, daß er inzwischen zu delegieren weiß), mir seine überhaupt nicht feinmechanisch wirkende Pranke auf die Schulter schlagen um dann zu fragen: »Na, leeve Jong, wat hesse denn diesma?« Als ich das letzte Mal, wie gesagt mit dem gleichen Problem, zu ihm gegangen bin und zwei Tage später das Autoradio abholen kam, brüllte D. erstmal durch die ganze Werkstatt: »Datt is auch king Wunner, dat dat Ding kaputtjegang is, bei sonne Kameltreiber–Mùsick!« Ich gebe gern zu, Oum Khaltoum mit einem Potpourri ägyptischer Filmmelodien der 40er Jahre zu lauschen, ist außerhalb des arabischen Kulturkreises fast nur berufenen Masochisten gegeben, aber in dieser Direktheit wäre das nicht nötig gewesen. Meine größte Sorge gilt, neben der unkontrollierten Ausuferung dieses so überhaupt nicht intendierten Beitrages, der Frage, mit welcher Bemerkung ich Autoradio und CD diesmal zurückbekomme. Am schlimmsten wäre es für mich, wenn Herr D. diesmal sagen würde: »Siesse Jung, mittem Alter kommp de Jeschmack!«
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