Augenlieder

augenlieder

wusstet ihr dass man musikalisch sehen kann
dass allein durch schaun musik enstehen kann
ein film ohne leinwand vierdimensional
ein buch ohne einband mit seiten ohne zahl
kamera eins kamera zwei
und alle meine ohren und alle meine poren
sind das mikrofon
das nimmt die welt auf die schippe
und baut daraus ein seifenblasenes schloss
mit türmen aus feuer
und darin wohnt ein singendes ungeheuer
das singt die welt an
und hält hunderte jungfrauen gefangen
und der gesang springt die welt an
mit seinen langen seidenen tatzen
und die welt wird ohnmächtig
und die welt erstickt
und ihr letztes röcheln
bringt das seifenblasene schloss zum platzen
und die welt geht aus sich raus
und die welt kommt wieder zu sich
und die welt atmet wieder
und alles was bleibt sind augenlieder
der gesang von blicken
wir saugen wieder den klang von stücken
in unsere bäuche
weil wir sonst verhungern
augenlieder
die wie eine wunderbare seuche
mitten in uns drin rumlungern
und nichts wollen
nur hängenbleiben
bis wir nur noch von gesängen schreiben
von augenliedern
die uns wie ein spiegel wild erwidern
das wir da und sie in uns und wir in ihnen sind
und das dasein ist ein augenliederlabyrinth
in dem die zeit zerrinnt
wie sand durch finger
das sind die augenlieder
die durch schauen durchschauen
wo gar kein sinn drin liegt
das sind die augenlieder
die das sehen verdrehen
bis der letzt wunsch nach einem sinn verfliegt
und keine frage
ob existieren irgendetwas bringt
das dasein darf da sein
solange man noch augenlieder singt