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ARD-Ratgeber schrieb am 3.12. 2003 um 05:38:20 Uhr über

AstridLindgren

STREIT ÜBER ASTRID-LINDGREN-SCHULE


Lörrachs Angst vor Pippis Anarcho-Image


In einer baden-württembergischen Kleinstadt ist ein langer und heftiger Streit über den neuen Namen einer Grundschule zu Ende gegangen. Die Lörracher CDU wehrte sich gegen Astrid Lindgren als Namenspatronin - die schwedische Kinderbuchautorin sei kein Vorbild für die Jugend und stehe »nicht für Disziplin in der Schule«.




Als Astrid Lindgren im Januar 2002 im Alter von 94 Jahren starb, gab es weit mehr als nur Nachrufe aus Pflichtschuldigkeit. Die schwedische Autorin hatte viele Generationen von Kindern mit ihren Büchern geprägt. Schwedens Ministerpräsident Göran Persson bezeichnete Lindgren als »starke Stimme für die Rechte der Kinder«. Der deutsche Bundespräsident Johannes Rau meinte, sie habe »unsere Welt reicher und bunter gemacht«. Und für den Autorkollegen Henning Mankell ist Lindgren »eine der größten Erzählerinnen unserer Zeit«, er lobte ihre »große Wärme und eine ebenso große Integrität«.
Die Schriftstellerin wurde unter anderem mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet und erhielt 1994 den alternativen Nobelpreis. Zu ihren wichtigsten Kinderbüchern zählen »Karlsson vom Dach«,»Michel aus Lönneberga«, »Ronja Räubertochter« und »Die Kinder aus Bullerbü«. Berühmt in aller Welt wurde sie vor allem als literarische Mutter von Pippi Langstrumpf. Lindgren schuf »Welten, in denen ein kleines Mädchen der stärkste Mensch der Welt ist, an der Decke laufen kann und alleine in der Villa Kunterbunt ein Leben lebt, wie es ihr gefällt«.

Ruf nach Disziplin

Dutzende von Schulen sind bereits nach Astrid Lindgren benannt. Kann es eine passendere Namensgeberin für eine Grundschule geben?



Hey, Pippi Langstrumpf: Zu anarchisch für Lörrach?


In Lörrach kam es darüber zu einem heftigen Zerwürfnis. Monatelang stritten Lokalpolitiker mit Eltern und Lehrern im Stadtteil Hauingen, ob eine bislang namenlose Grundschule in »Astrid-Lindgren-Schule« umbenannt werden dürfe. Teile des Ortschaftsrates und der Ortsvorsteher wandten sich dagegen, weil die Autorin keinen Bezug zu Hauingen habe und zudem kein Vorbild für die Jugend sei. Die örtliche CDU sprach sich dafür aus, es schlicht bei »Grundschule Hauingen« zu belassen. Astrid Lingren, sagte eine Ortschaftsrätin, sei »kein Name, der für Disziplin in der Schule« stehe.

Disziplin und Ordnung spielt in der Tat keine große Rolle in der Welt von Pippi Langstrumpf und all den anderen Helden der schwedischen Kinderbücher. Die Lörracher Grundschule hatte schon länger nach einem Schulnamen gefahndet. Zu den Vorschlägen zählten unter anderem »Harry-Potter-Schule«, »Schule an der Sonne« sowie »Richard-Nutzinger-Schule« (nach einem evangelischen Pfarrer in Hauingen). Passend im Sinne der Disziplinanhänger wäre außerdem »Diederich-Heßling-Anstalt«.

»Leise Freude« der Schulleiterin

Wie die »Badische Zeitung« berichtete, fand Astrid Lindgren bei den Eltern den größten Anklang. Die Christdemokraten allerdings argumentierten, der Name passe nicht in die Hauinger Dorfgemeinschaft. Dagegen sprachen sich der Elterbeirat und Schulleiterin Sonja Wassmer für Lindgren aus: Die Kinderbücher ließen sich ideal in den Unterricht einbauen. Zudem sei die Schwedin engagiert gegen Gewalt und gegen sinnlose Disziplinierungsversuche eingetreten und habe Kinder zu Selbstbewusstsein, Verantwortung und Toleranz erziehen wollen.



Letzlich folgte auch der Lörracher Gemeinderat dem Wunsch von Lehrern, Eltern und Schülern. Mit großer Mehrheit fiel am Freitag die Entscheidung für die »Astrid-Lindgren-Grundschule Hauingen« - allerdings erst nach einer kontroversen Debatte, bei der CDU-Vertreter erneut ihre Ablehnung bekundeten. Nun soll der »gestörte Dorffrieden« wieder hergestellt werden.

Schulleiterin Wassmer äußerte nach dem Ratsbeschluss gegenüber der »Badischen Zeitung« Erleichterung und »eine leise Freude, dass dem Eltern und Kinderwunsch entsprochen wurde«. Zu »Takatukaland« soll Lörrach trotzdem nicht werden - damit hatten badische Witzbolde bereits die Ortsschilder überklebt.


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Dieser Artikel stellt ein Netzfundstück dar. Gewiss. So wie Sie es von uns gewohnt sind. Aber durch diese urdeutsche Anekdote, findet die unvergessene AstridLindgren zu Blasterehren.









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