Ach Astrid. Was war es doch für ein glücklicher Zufall, dass die gruselige Notwendigkeit eines Zahnarztbesuches in früher Jugend ein wenig von ihrem Schrecken verlor durch jene nicht einmal 30-jährige Ärztin mit explosivem Temperament, sprühender Unterhaltungsgabe und knallroten Lippen. Nicht dass Extraktionen des Weissheitszahns und maschinelle Abhobelungen von Karies dadurch zu einem Vergnügen wurden, aber immerhin reichte es, die Notwendigkeit als solche zu akzeptieren und mit einem kleinen Funken an Freiwilligkeit in jenem Stuhl des qualvollen und langsamen elektrochemischen Hinrichtungsvorgeschmacks Platz zu nehmen. Es war allerdings auch eine Methode, durchaus strategisch und mit hippokratisch funktioneller Erotik zum Einsatz gebracht, die mindestens notwendig war nach jenem Schlächter aus der noch früheren Kindheit, der einen ebenfalls, nachdem man im Wartezimmer Zeuge gelegentlicher Schreie aus seinem Behandlungszimmer geworden war, in leuchtendem Karmin- bis Bordeauxrot hereinrief, jedoch in Form seines blutbespritzten Kittels: »Der Nächste bitte!«
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