Alvar Freude, prominenter Netzaktivist und preisgekrönter Wortkünstler, kämpft mit seinem »Assoziations-Blaster« gegen Zensur und Jugendschutz und schafft nicht nur Freiräume für bedrohte Minderheiten, sondern fördert zugleich die wertvolle Diskussion über Kinder- und Frauenerziehung der etwas härteren Art sowie tabulose Verbalerotik. Doch andere sich ebenfalls als Netzaktivisten bezeichnende Menschen wollen die Freude daran vermiesen. Eine Laudatio auf den letzten wahren Helden absoluter Netzanarchie.
Retter der Netzanarchie
Alvar Freude ist prominenter Netzaktivist der ersten Stunde, sozusagen des Web 0.9. Dank seines »Arbeitskreises Zensur« konnte er jüngst das Internet vor Schaden bewahren und wurde dafür von der SPD und sich selbst zum Internet-Experten gekürt. Sein größter Beitrag zur Netzfreiheit ist jedoch der seit 1999 existente »Assoziations-Blaster« (www.assoziations-blaster.de), ein relativ sinnfreies, aber künstlerisch wertvolles Gebilde, mit dem jede/r sicher schon einmal per Google-Suche Bekanntschaft gemacht hat. Diese Website zeichnet sich dadurch aus, dass dort jede/r eine Assoziation zu einem Begriff eingeben kann, wobei jedes einzelne Wort automatisch mit anderen Begriffen verlinkt wird. Da die gesamte Website mit inzwischen einigen Tausend Lemmata somit fast nur aus Links besteht, liegt sie nicht nur in Suchmaschinen ziemlich weit vorne, sondern ist auch für Werbeanbieter interessant. Dennoch wird die ganze Seite völlig uneigennützig und seit jeher ohne spießige Zugangsbeschränkungen angeboten - gewissermaßen ein bislang verkannter virtueller »Speakers' Corner«. War der Blaster anfänglich eher ein witziges linguistische Experiment, dient er inzwischen als hochpolitische Basis für den zensurfreien Kampf um Menschenrechte und Minderheitenschutz. Denn Dank seines freien Zugangs hat sich der Blaster zu einem Forum für anspruchsvolle Kindererziehung, besonders pubertierender unartiger Mädchen, aber auch von Knaben, entwickelt. Und zu einem Biotop für diverse kinderliebe ältere Herren, die gerne einmal ihre Erfahrungen auf diesem Gebiet preisgeben und regelmäßig auch Telefonnummer und E-Mail-Adresse mitliefern. Selbstverständlich auch für so genannte Eltern, die noch unverweichlichte Rohrstockerziehung propagieren. Und erst recht für geläuterte so genannte Jugendliche, die geradezu begeistert die Wiedereinführung der Prügelstrafe fordern.
So viele Anhänger züchtiger Handgreiflichkeit gegen - Kinder? Die Beiträge, die regelmäßig unter Stichworten wie »einem-Mädchen-den-nackten-Po-versohlen«, »einem-Jungen-den-nackten-Po-versohlen«, »Pro-Prügelstrafe«, »Hinternvoll«, »Kochlöffel« oder »Mädchenerziehung« - nur eine winzige Auswahl - auftauchen, lassen anderweitig aufhorchen. Geht es doch zwischen den Zeilen um heruntergezogene Höschen, feuchte Geschlechtsteile usw. Spätestens bei Analyse der immer gleichen Wortwahl kommt man zu dem Schluss, dass sämtliche Beiträge von einigen wenigen Vertretern einer pädosexuell orientierten Sadistenszene stammen. Laut weitergehender Recherche männliche Psychopathen mittleren bis höheren Alters, deren hochbrisante und offensichtlich selbst aus einschlägigen Pornoforen verbannte Botschaften wertvoller als profaner Viagra-Spam sind und deswegen vor Zensoren und vor allem vor Jugendschützern - nach Alvar Freude ungefähr dasselbe - bewahrt werden müssen. Wobei jede/r, Autor/in von Blasterbeiträgen als gelegentliche Belohnung durchaus die Möglichkeit bekommt, Bewertungen über Minuspunkte abzugeben, um unterhalb eines Schwellenwertes als minderwertig erachtete Texte ausblenden zu lassen. Aber nicht völlig, denn jede/r Leser/in kann den Schwellenwert individuell einstellen und somit die Blasterkultur weiterhin ungefiltert genießen. Ein geradezu revolutionärer Jugendschutz, denn schließlich sind junge unverprügelte Menschen noch nicht in der Lage, Zahlen unter Minus Drei einzutippen.
Neben den genannten Beiträgen in der Grauzone zwischen zunehmender halbklassiger Flagellanten-Erotik und Gewaltpornografie mit Minderjährigen tauchen Beiträge auf, die böswillige Zeitgenossen eindeutig letzterer Kategorie zuordnen könnten. Immerhin rät der Jugendschutzbeauftragte und Co-Betreiber des Blasters, Dragan Espenschied, in solchen Fällen zur Strafanzeige. Echte Anarchisten rufen immer dann nach der Staatsmacht, wenn klar ist, dass der Vorgang bürokratisch und uneffektiv ist und zugleich vor Übernahme jeglicher Eigenverantwortung schützt. Wäre da nicht die »Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia«, kurz fsm, welche auf Beschwerden hin die Strafanzeigen selbst erstattet und somit sanften Druck auf die Verantwortlichen ausübt. Doch eigentlich stehen die Blasterbetreiber der Selbstkontrolle aufgeschlossen gegenüber. Ethisch weniger verwerfliche Prügelbeiträge werden nämlich nicht nur hinter negativen Bewertungspunkten versteckt, nein, es werden laut Aussage von fsm auch IP-Adressen gesperrt, und zwar die der lästigen Jugendschützer. Chapeau!
Für alle, denen so viel engagierte Netzkultur noch nicht ausreicht, bietet der Blaster weitere interessante Stichwörter an. Unter »Spanking-Geschichten« wird der Bereich der zu züchtigenden Minderjährigen auf weibliche Personen jedweder Art ausgedehnt. Hier demonstriert ein alternder »Mädchenversohler« Nacht für Nacht unermüdlich anhand kreativer Copy-and-Paste-Elaborate, wie Sexismus in Reinkultur aussieht. Nicht aufregen - alles nur Fantasie! Wer danach immer noch Lust auf mehr hat, kann unverbrauchte Fetische wie »schlachten« oder »Hinrichtung« angehen. Eine Prüfung des Begriffes »KZ« unter sado-erotischem Aspekt fiel leider negativ aus, dafür tummeln sich dort Anhänger einer hochinteressanten tausendjährigen Kultur. Wie Alvar Freude in seinem Blaster-Blog zu einem Knabenschlächter-Beitrag einmal schrieb: »wahrlich kein sonderlich appetitlicher Text« - aber doch nicht etwa ein Grund, über die zunehmende Verrohung unserer Gesellschaft nachzudenken oder gar Netikette, Moderation oder Anmeldung einzuführen?! Notfalls wird eben durch die Verantwortlichen, die seinerzeit noch »löschen statt sperren« befürwortet hatten, wieder ein wenig herumgepunktet. Unappetitliches bringt schließlich auch Werbeklicks. Und richtig jugendgefährdende Sachen sind doch nur auf den wirklich fiesen Porno- und Splatterseiten zu finden, also immer bei den anderen, während das eigene preisgekrönte Oeuvre doch eher ein Juwel der Hochkultur ist, was die Blaster-eigene Statistik der über Suchmaschinen gefundenen Begriffe wie »Hodenquetschen«, »Frauenpisse«, »Negerschwanz« oder »Fotzenschleim« rund um die Uhr bestätigt.
Nun war es eigentlich Sinn dieses Beitrages, eine Laudatio auf den letzten wahren Helden absoluter Netzanarchie zu halten. Doch die Freude wird schnell durch böse Menschen vermiest, die sich dreisterweise ebenfalls dem Netzaktivismus oder gar der Netzanarchie verschrieben haben und in zensurfrei-künstlerisch-boshafter Manier dafür sorgen, dass das schöne Misshandlungs-Biotop hinter massenhaft minderwertigem Spam oder noch mehr negativen Bewertungspunkten verschwindet. Eine Art frevelhafter De-Manifestation gegen besagte Rohrstock- und Höschenrunter-Pädagogen, die ein wenig an das Ansinnen von »Anonymous« im Fall Breivik erinnert und arglose Surfer womöglich zu der falschen Schlussfolgerung verleiten könnte, das Sexisten- und Prügler-Biotop im Assoziations-Blaster sei längst wieder ausgetrocknet. Noch schlimmer: Dieser schändliche Missbrauch völlig falsch verstandener Netzanarchie könnte zur Nachahmung verleiten ...
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