Respekt
Die Verhaltensweisen in Argentinien sind generell recht ähnlich wie in Europa, insbesondere wie im Mittelmeerraum.
Kleidung und Erscheinungsform
Das früher gängige Klischee, das man in Argentinien in Städten nur vornehm gekleidet ins Zentrum gehen sollte, gilt heute nicht mehr - auch kurze Hosen sind in Stadtzentren anzutreffen. Dennoch stimmt es, dass die Argentinier vor allem beim Ausgehen und insbesondere zum Essen in feinen Restaurants sehr viel Wert auf ihre Kleidung und das Aussehen generell legen. Auch im Alltag sollte man auf eine einigermaßen gepflegte Erscheinung achten - sonst wird man in eine Ecke mit Vagabunden und Hippies gesteckt, die besonders bei älteren Argentiniern verhasst sind. Und: Auch die jung-alternativen Argentinier legen Wert darauf, was sie anziehen, insbesondere Frauen achten sehr auf figurbetonte Kleidung.
Verhalten
Allgemein gilt: Ein grundsätzlicher Unterschied zu den meisten Ländern Europas ist der, dass der Argentinier generell immer versucht, nett und freundlich zu seinen Mitmenschen zu bleiben, einfach um gut dazustehen - selbst wenn diese ihn eigentlich gar nicht interessieren.
So kann man sich etwa als Ausländer in einer Kneipe sicher sein, von vielen Leuten zum »Asado« eingeladen zu werden - und wundert sich dann, wenn der Betreffende sich am nächsten Tag nicht einmal mehr an seinen Namen erinnert. Oder: Man fragt auf der Straße nach dem Weg und wundert sich, dass obwohl der Angesprochene anscheinend perfekt Bescheid wusste, die Auskunft falsch war. Das kann bei Auswärtigen als Oberflächlichkeit missverstanden werden, gehört jedoch zur argentinischen Kultur dazu und trägt ausserdem zu einer angenehmen Atmosphäre bei. Deshalb sollte man auch nicht alles glauben, was einem erzählt wird.
Im ganzen Land gilt immer noch streng das »Ladies First«. Es ist in Bussen, U-Bahnen usw. üblich, insbesondere älteren Frauen den Platz anzubieten. Frauen werden in Schlangen auch oft von den Männern vorgelassen. Niemals wird dagegen versucht, sich in einer solchen Schlange vorzudrängeln - es gilt als äußerst unhöflich.
Essen auf der Straße und im Bus (natürlich nicht auf Langstrecken!) ist recht unüblich und wird von älteren Argentiniern als unhöflich angesehen, auch wenn es sich bei jungen Leuten zu etablieren scheint.
Zu den in letzter Zeit am meisten kritisierten »argentinischen Tugenden« gehört die sogenannte »viveza criolla«, die »einheimische Schlauheit«. Gemeint ist der angebliche Drang der Argentinier, durch Tricksereien zu allen möglichen Vorteilen zu kommen und Unwissende »übers Ohr zu hauen«. Beispielsweise, wenn für eine Ware oder Dienstleistung ein höherer Preis von Ausländern als von Inländern verlangt wird, oder das Wechselgeld im Taxi in einer schon lange nicht mehr gültigen Währung (z.B. australes) gegeben wird. Das ist zwar nicht generell zu erwarten, kann aber durchaus vorkommen. Vielleicht ist es deshalb vorteilhaft, sich erst einmal über die üblichen Preise zu informieren, besonders wenn man eine größere Investition, etwa einen Auto- oder Hauskauf, vorhat.
Partnerschaft und Sexualität
In Bezug auf heterosexuelle Partnerschaften ist Argentinien inzwischen fast so liberal wie in Europa - man kann problemlos das Schäferstündchen im Park genießen. Allenfalls in dörflichen, abgelegenen Gegenden stößt zu wildes Knutschen immer noch auf Ablehnung. Sex in der Öffentlichkeit ist allerdings überall eine Ordnungswidrigkeit, wenns also sein muss, aufpassen dass niemand zuschaut.
Bei Homosexuellen ist das Land leider noch nicht so weit. Öffentliches Küssen insbesondere zwischen zwei Männern kann immer noch als »Erregung öffentlichen Ärgernisses« gelten und für einige Stunden auf der Polizeiwache sorgen. Da argentinische Frauen generell recht unbefangen miteinander umgehen, haben es lesbische Pärchen einfacher als Männer. Schwule riskieren auch oft hämischen Spott von traditionell Macho-orientierten Argentiniern. Grundsätzlich gilt: Die Großstädte, aber auch Touristenorte, sind liberaler als Kleinstädte und Dörfer.
Nacktbaden
Nacktbaden und FKK generell wird in Argentinien in der Öffentlichkeit meist nicht toleriert und kann als Ordnungswidrigkeit geahndet werden. Aber wie überall gilt auch hier »wo kein Kläger, da kein Richter«, und angesichts der vielen einsamen Seen und Strände können auch Nacktbader auf ihre Kosten kommen. Es gibt auch einige wenige FKK-Strände und FKK-Camps (»campamento nudista« oder »campamento naturista«). »Oben Ohne« (topless) wird zwar toleriert, ist aber oft Anziehungspunkt für Gaffer und kann spöttische Kommentare zur Folge haben, da argentinische Frauen in dieser Hinsicht recht prüde sind. Man braucht aber keine Angst vor US-amerikanischen Verhältnissen zu haben, insbesondere was kleine Kinder betrifft - wenn diese nackt am Strand herumtoben, schert sich niemand darum.
Alkohol
In fast ganz Argentinien, außer in einigen kleinen Ortschaften, ist der Alkoholgenuss in der Öffentlichkeit verboten. Die Durchsetzung dieses Verbots ist allerdings unterschiedlich, in Parks etwa oder am Strand nehmen es die Ordnungshüter nicht so genau wie auf der Straße. Fällt man allerdings als betrunken auf, kann man fast sicher sein, dass sich die Polizei um einen kümmert. Insbesondere nachts an Nachtleben-Schwerpunkten gibt es oft Polizeikontrollen, bei denen Betrunkene, manchmal leider aber auch unbeteiligte Passanten für einige Stunden in eine Ausnüchterungszelle gesteckt werden. Diesen Kontrollen am besten aus dem Weg gehen. In den meisten Städten, u.a. in Buenos Aires und Córdoba, gibt es Alkoholverkauf-Sperrstunden (für Kioske und Geschäfte meist 23 oder 24 Uhr, für Bars und Diskotheken 5 oder 6 Uhr). Diese Gesetze werden aber nicht immer respektiert.
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