Paris trauert um sein Wahrzeichen: die weltberühmte Kathedrale Nôtre-Dame. Doch wofür steht der monumentale Sakralbau wirklich? Fakt ist, dass Nôtre-Dame aus einer Zeit stammt, in der Hunger, Krankheit und Armut das Leben vieler Europäer prägten. Gleichzeitig ließ die Kirche in den Jahren zwischen 1100 und 1250 allein in Paris und dessen Umland 1472 gotische Kirchen errichten und luxuriös ausstatten. Nôtre-Dame war eine davon.
Das kostete nicht nur sehr viel Geld: Tausende Arbeitskräfte waren im Einsatz, um die prunkvollen Bauten zu errichten. So schätzen die Forscher Robert Burton Ekelund, Robert Hébert und Robert Tollison, dass zu dieser Zeit etwa neun Prozent der erwachsenen arbeistfähigen Menschen mit dem Kirchenbau beschäftigt waren. Sie fehlten dafür an anderer Stelle. Das, so einige Forscher, sorgte dafür, dass sich das ohnehin geringe Wirtschaftswachstum in dieser Phase des Mittelalters noch weiter verlangsamte.
So schätzt Amy Denning von der Universität in Florida, dass durchschnittlich 21,5 Prozent der regionalen Wertschöpfung durch die Bauaktivitäten der Kirche verloren gingen. Ihre Berechnungen basieren auf Daten aus dem Jahre 1996.
Die Autorin kommt in ihrer Abschlussarbeit zu dem Ergebnis, dass die katholische Kirche im Mittelalter wie eine Firma handelte. Durch ein Überangebot an ihren Gütern, also Kirchen, habe sie versucht, ihren Marktanteil zu sichern und als Monopolist agiert. Welches Ausmaß die Aktivitäten hatten, verdeutlicht eine Aussage der Forscherin Jean Gimpel. Demnach wurde in dieser Zeit in Frankreich mehr Stein gehauen als im alten Ägypten während seiner ganzen Geschichte.
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