Prinzessin Arabella hatte Sonntagslangeweile. Deshalb beschloß sie, heute einmal wieder so richtig ungnädig zu sein.
Als erster bekam der Koch eins auf die Mütze: angeblich hatte er das Leberwurstbutterbrot, das er zum Frühstück servierte, mit zuviel Butter und zuwenig Leberwurst beschmiert (letzten Sonntag hatte sie genau das Gegenteil behauptet).
Dann versteckte sie dem König, ihrem Vater, die Krone, und beim gemeinsamen Fototermin machte sie ihm Hasenohren und streckte dem Fotografen die Zunge heraus. Die Fotos sollten nämlich an alle Prinzen in allen Ländern der Erde geschickt werden, damit sie Arabellas Schönheit sehen und um ihre Hand anhalten würden - und sie wollte gar nicht heiraten, da konnte der König sagen, was er wollte. (Diese langweiligen, verblödeten, degenerierten Prinzen hatten es doch eh nur auf das halbe Königreich abgesehen!)
Nachmittags machte sie den Gärtner zur Schnecke, weil er ihr einen Fliederstrauß ins Zimmer gestellt hatte und sie lieber Rosen wollte - war doch sein Problem, die Rosen rechtzeitig zum Blühen zu bringen! Was ging es Arabella an, daß gerade erst März war! Und was interessierte sie, daß der Gärtner extra für sie den Flieder im Gewächshaus gezogen hatte, weil sie immer behauptet hatte, Flieder liebe sie über alles!
Später ging sie hinaus zum Brunnen, fing einen Frosch und küßte ihn. Was mußte das arme Tier sich für Flüche anhören, weil es sich partout nicht in einen Prinzen verwandeln wollte! Aber auch wenn der Frosch zum Prinzen geworden wäre, er hätte es Arabella nicht recht machen können - denn sie konnte ja keine Prinzen leiden.
Am Abend schließlich brachte sie den Hofnarren an den Rand des Nervenzusammenbruchs, indem sie eiskalt lächelnd jede seiner Pointen vorwegnahm und ihn vor den ganzen Hof blamierte - sie hatte seinen Gagschreiber mit Rotwein bestochen und ihn ausgehorcht. Die Prinzessin haßte diese Hofnarr-Abende - der König bestand auf ihrer Anwesenheit, dabei hätte sie viel lieber BigBrother gesehen.
»Ach«, seufzte Arabella, als sie ihre Tigerprankenflauschpuschen unters Bett schob und sich in die Gummibärchen-Bettwäsche kuschelte, »das war ein schöner Tag! Und morgen - morgen will ich zur Abwechslung mal brav, lieb, bescheiden, freundlich und die Güte selbst sein...«
Und sie schlummerte sanft ein.
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