Welche Marketing-Agentur sich auch immer diesen dämlichen Begriff ausgedacht hat, man muß ihr ja lassen, daß sie extrem erfolgreich war. Alle Welt redet von Apps, als wäre das irgendwie was Neues. Für schlaue Mobiltelefone (Deutsch: Smartphones) muß man Apps herunterladen oder sogar kaufen, um Funktionen nutzen zu können, die man eigentlich schon mit dem Gerät gekauft hat. Beispielsweise eine Taschenlampe oder einen Kompaß. Das ist natürlich kein Betrug am Kunden, sondern edles Menschentum.
Mit den Apps ist ein neuer Okkultismus eingezogen. Ohne tiefere Kenntnisse der Systeme bzw. ohne Hacks ist man nicht mehr in der Lage, so eine App einfach zu kopieren und sie z. B. einem Bekannten zu geben, damit der sie auch nutzen kann.
Das dahinterstehende Cloud-Konzept (alle müssen sich Apps aus dem Appstore/vom Marketplace herunterladen, vorher bitte am besten noch bezahlen) führt den in den Neunzigerjahren überwunden geglaubten Zentralismus wieder in die IT ein. Während der PC eine Emanzipation des Nutzers von diversen Diensten und Mainframe-Servern versprach, vollzieht sich mit der Verbreitung der Smartphones und Tablets eine gegenteilige Entwicklung. Der Nutzer muß sich registrieren (Apple-Konto, Google-Konto, Live-ID) und er muß bestätigen, daß er - trotz seines Eigentums an der Hardware - nur sehr begrenzt Einfluß auf sein Smartphone nehmen kann. Der Cloud-Service steuert das Teil, von der Cloud bezieht es Informationen und Applikationen. Und wenn die Cloud nicht da ist, funktioniert es nur noch rudimentär.
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