Einen Dialog zwischen Anwalt und Mandant, der sich in meinem Anwaltsleben öfters in der einen oder anderen Form abgespielt hat, lasse ich hier mal im Flur des Landgerichts abspielen, unmittelbar nach der Verhandlung und anschließender Urteilsverkündung in einem Zivilprozess (was in der Praxis recht selten ist):
Mandant: »Also Herr Rechtsanwalt - das muß ich Ihnen mal sagen: der Gegenanwalt, wie der rangegangen ist, das hat mir richtig imponiert. Der hat sich voll ins Zeug gelegt und sich vom Vorsitzenden nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, der hat echt gekämpft für seinen Mandanten - und Sie, Sie haben nur da gesessen und nichts gesagt ! Nichts ! Keinen Ton haben Sie gesagt ! Auf der Rechnung steht, daß Sie 3 Riesen nur für die Verhandlung kriegen - und was haben Sie dafür getan jetzt ? Nichts !«
Anwalt: »Und - wer hat gewonnen ?«
Mandant: »Ja ok - wir haben gewonnen ! Aber trotzdem ! Für drei Riesen hätten sie ruhig auch mal den Mund aufmachen können !«
Anwalt: »Die 3 Riesen kriegen Sie doch von der Gegenseite zurück - mit der gesamten Rechnung, eben weil wir gewonnen haben!«
Mandant: »Trotzdem hätten Sie ruhig auch mal was sagen können!«
Ich war ein Schreibtischtäter gewesen: meine Prozesse habe ich am Schreibtisch gewonnen (oder verloren, was gottlob jedoch nur sehr selten vorkam) und in der Verhandlung habe ich dann nur da gesessen, und zugeguckt, wie das Gericht den Gegenanwalt zur Sau gemacht hat. Das konnten meine Privatmandanten oft nicht verstehen.
Es gibt auch »Verhandlungstypen«, die einfach genial gut drauf sind in der Situation. Die schnullern in den Schriftsätzen irgendwas und verlassen sich darauf, mit ihrem brillianten Auftritt einen Vergleich hin zu bekommmen. Das klappt auch oft - es sei denn, sie geraten an »Schreibtischtäter«. Dann gehen sie unter. Erfolgreiche Sozietäten bestehen aus Schreibtischtätern und Verhandlungstypen: die einen sitzen nur am Schreibtisch, die anderen rennen nur von einer Verhandlung zur nächsten.
|