Nichtlesern und den Freunden tagesaktueller Literatur wird der Zauber eines gutsortierten Antiquariats schwer zu erklären sein. Aber während ich aus verschiedentlichen unheilsamen Prägungen heraus nur noch widerstrebend und zweckgebunden eine Buchhandlung betrete, vermag eine Gebrauchtbuchhandlung bei mir immer noch einen Jagdinstinkt auszulösen, der bis zu unschön reflexhaften Übersprungshandlungen wie Pfötchenhaltung und parkinsonhafte Geldzählbewegungen reicht. In W* habe ich gerade erst wieder eines aufgetan; ich würde meine Beziehung zu diesem Geschäft fast unstatthaft erotisch geprägt nennen. Keine abgelutschten Ayla–Bände, keine abgelegten Diätratgeber, nein, schönstes förderte ich zutage: Fichte– und Thelen–Erstausgaben, die immer unverächtliche 'Das neue Buch'–Reihe bei Rowohlt, Chotjewitz mit Vostellumschlag, eine ganze sexualwissenschaftliche Präsenzbibliothek erstoppelte ich mir in den zwei Wochen, was mir über das völlige Fehlen von Klappen und Cannabis mehr als tröstlich hinweghalf. Die Welt eine Bibliothek? Eher ein Antiquariat, in dem Milliarden signierter Erstausgaben herumschwirren, mal gebräunt, mal rauchgelb, mal mit Eselsohren; allesamt mit Vorgeschichte, aber gottlob meistenteils käuflich.
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