Durch meine bisherigen Berührungen mit der Psychiatrie bin ich fast zum Anhänger der Antipsychiatrie geworden. Psychiater können nur 2 Dinge: Leute einsperren und psychische Prozeße »intoxinieren«, mit Drogen unterbinden (oder fördern). Das macht dann - und nur dann - Sinn, wenn die pathologischen Prozeße auf physiologischen Störungen beruhen, wie zB bei der Drogenpsychose. Aber in der Mehrzahl aller Fälle beruhen psychische Störungen auf Traumata der Kindheit und die stehen ihrerseits in der Mehrzahl der Fälle in einem Zusammenhang mit der infantilen Sexualität, die mit dem Saugen an der Mutterbrust oder deren Surrogaten beginnt. Das ist ja auch der Grund, warum die von den wissenschaftlichen Schwätzern so geschmähte Psychoanalyse nach einer Erhebung der WHO die erfolgreichste Therapieschule der ganzen Welt ist. Aber sie hat das Manko, die Paradigmen und Tabus dieser unserer Kultur nicht zu bestätigen, sondern im Gegenteil in Frage zu stellen. Die Psychiatrie dagegen bestätigt diese Paradigmen und Tabus: jedwede Sexualität jenseits heteronormativen Blümchensexes ist krank, Kinder sind engelgleiche, asexuelle Wesen, die auch keine Aggression kennen und seine Erfüllung finde der Mensch darin, den sozialen Normen zu genügen, die auf das »ora et labora« der Benediktiner hinauslaufen: selbstausbeuterischer Maloche und inbrünstige Anbetung der jeweils herrschenden Autoritäten. Psychiatrie kann niemals heilen. Sie kann nur Symptome mit Psychopharmaka »intoxinieren«, illegale Drogen durch legale Drogen ersetzen, Abhängigkeit durch Abhängigkeit.