>Info zum Stichwort Antarys | >diskutieren | >Permalink 
Stöbers Greif schrieb am 17.6. 2001 um 16:40:00 Uhr über

Antarys

Irgendwann und -wo wohnte in einer womöglich mit allerhand angenehmen Erscheinungen ausgestatteten Gegend ein merkwürdiges, weil schönes und zugleich kluges Mädchen namens Antarys, die sowohl vergnügt zu sein wie mit ihren Einkünften haushälterisch umzugehen wußte. Ihre Figur war eine anmutige, ihr Betragen ein im Großen und Ganzen erfreuliches, und ihren Zügen verstand sie ein schickliches Maß von Zurückhaltung beizugeben, derart daß sie eine lebhafte und zugleich vorsichtige Sprache führte. Menschen von Belang kamen mit sichtlicher Ergötzlichkeit und bedrängt vom Wunsch, sie kennenzulernen, zu ihr, und sie empfing und bewirtete sie gern, mithin freundlich. Zum Beispiel auch mit Kartoffelpuffern. Ihr Garten schien, was Gepflegtheit und Formenmannigfaltigkeit betraf, mit jedem beliebigen andern wetteifern zu können. Nicht wahr, ich beschreibe hier eine geradezu märchenhafte Person? Unter obgenannten Leuten, die sich vorübergehenderweise bei ihr aufhielten, um sich an Seele und Gemüt zu erfrischen und ihren Verstandeskräften eine Erneuerung zugehen zu lassen, befand sich zunächst ein Unruhiger, der es auch hier nicht aushielt und bald, d.h. mit verhältnismäßiger Schnelligkeit verduftete, falls man sich humoristisch ausdrücken darf. Ein zweiter war zu hervorragend, als daß es ihm der Takt erlaubt hätte, der Genannten zu gestatten, ihn länger in ihren Gemächern verweilen zu sehen als höchstens eine karge Woche, während deren Verlauf er sich freilich geradezu musterhaft, ich meine, weltmännisch-elegant aufführte. Ein dritter zeichnete sich durch trotziges, knorriges, beinahe schon allzu stämmiges, holzhaftes Wesen aus. Keines frühen Morgens Frische und keines Abends zartes musizierendes Aussehen vermochten ihn zu erschüttern. Ihn ergriff nur, was sich auf ihn selber bezog. Ein vierter saß, den ganzen Tag studierend und dem Leben und seinen Sonnigkeiten keinen einzigen Blick gönnend, in dem ihm von der gütigen Herrin anheimgegebenen Zimmer, wo er Buch auf Buch las, bis es Nacht wurde und ihn das Flimmern der Sterne an die Unendlichkeit des Universums erinnerte, in dessen Geist er sich vertiefte. Noch könnte der oder jener andere jener vielen erwähnt werden, die herbeieilten, um den Kreis der Antarysschen Kostesser zu erweitern. Den Besten von allen freilich sah die Dame nie, weshalb sie sich veranlaßt sah, lediglich an ihn zu denken. »Wenn er doch auch käme«, wünschte sie, aber er schien es bislang vorzuziehen, sich in der Ferne aufzuhalten, damit er nur mit dem Herzen bei ihr sei. Welch ein Tor!


   User-Bewertung: +4
Versuche nicht, auf den oben stehenden Text zu antworten. Niemand kann wissen, worauf Du Dich beziehst. Schreibe lieber eine atomische Texteinheit zum Thema »Antarys«!

Dein Name:
Deine Assoziationen zu »Antarys«:
Hier nichts eingeben, sonst wird der Text nicht gespeichert:
Hier das stehen lassen, sonst wird der Text nicht gespeichert:
 Konfiguration | Web-Blaster | Statistik | »Antarys« | Hilfe | Startseite 
0.0087 (0.0041, 0.0034) sek. –– 853995863