Sie will kein Ego-Schwein sein.
Ich sagte, das wird sich nicht vermeiden lassen. Religiöse Ich-Verherrlichung ist nun einmal an der Tagesordnung.
Sie sagte, sie wolle lieber eine einfache Religion, eine, die sie schnell verstehen kann, ohne Denkgebäude, Fachbegriffe und so Kram. Das meinte sie ernst. Die Religion müsse sich aus der Wahrnehmung der Welt erschließen lassen, sie müsse sich von selbst ergeben.
Mein unterdrücktes Lachen irritierte sie.
Ich sagte, daß ich genug von Religion habe und daß ich nicht verstehe, wozu man überhaupt so etwas braucht.
Dann begann sie mit Intuition und bei der Geburt schon angelegtem Wissen und war ganz schnell bei J., der sie magische Kräfte bescheinigte. Sie glaubt tatsächlich, J. sei eine Schamanin. Dabei ist J. nur eines, nämlich ziemlich gerissen, was kein Wunder ist, denn sie hat eine Menge derben Mist erlebt in ihrer Kindheit. Wenn man sich mit J. unterhält, wandern ihre Augen blitzschnell umher, um Fluchtmöglichkeiten zu erfassen und eine mögliche Angriffsbereitschaft schnellstmöglich zu bemerken. Sie ist eine Kriegerin, keine Schamanin, aber das nur am Rande.
Ich sagte: Ich weiß nicht, für mich ist das nichts mehr.
Sie sagte: Spannende Themen!
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