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elfboi schrieb am 10.5. 2003 um 13:48:30 Uhr über

Anslinger

Die Anti-Cannabis Kampagnen der Herren Anslinger, Munch und Nahas

Umfeld und frühe Aktivitäten von Harry Anslinger

20.05.1892
Harry Jakob Anslinger erblickt in Altoona/Pennsylvania das Dunkel der Welt.

Zu diesem Zeit werden in den USA über 100 Cannabispräparate für verschiedenste medizinische Anwendungen eingesetzt (von Schlaflosigkeit bis zur Hühneraugenbehandlung), für die Textil- und Papierindustrie ist Hanf ein wichtiger Rohstoff, viele Tabaksorten (»Orient«) enthalten Cannabisbeimischungen (5-10%) und in den grösseren Städten vergnügt sich Amerikas gehobener Mittelstand in »Türkischen Rauchsalons«. Um die Jahrhunderwende gerät der Rohstoff Hanf jedoch zusehends in Bedrängnis: Die Petrochemie verdrängt die Hanföle, die Pharmaindustrie die Cannabis-Zubereitungen, Kunststoffe und Baumwolle verdrängen die Hanffaser, Holz und Chemie das Hanfpapier.

1904
Der zwölfjährige Anslinger hat (gemäss seinen Memoiren) ein traumatisches Erlebnis mit einer Morphinistin und einem Apotheker. Deshalb habe er sein Leben später dem Kampf gegen das Marihuana verschrieben.

1917/1918
Der bisherige Eisenbahndetektiv (Abtg. Versicherungsbetrug) Harry J. Anslinger arbeitet für den militärischen Geheimdienst in Belgien

1919/1920
Harry J. Anslinger arbeitet in der US-Botschaft in Den Haag

16.01.1920
In den USA tritt die Alkohol-Prohibition in Kraft

1921-1923
Harry J. Anslinger wirkt als Vizekonsul in Hamburg. Aus dieser Zeit ist v.a. sein aufwendiger Lebensstil in einer Altonaer Mietvilla bekannt (ein Lebensstil, der primär durch seine Frau, Martha Denniston, Nichte des Multimilliardärs Andrew Mellon, finanziert wird). Hamburg ist zu dieser Zeit Zentrum des internationalen Morphinschmuggels; Aktivitäten von Anslinger in diesem Zusammenhang sind jedoch nicht bekannt.

1924-1928
Nach einer Zwischenstation in Venezuela wird Anslinger Vize-Konsul auf den Bahamas, dem Schmuggelzentrum für Rum in die USA (in der bekanntlich strenge Alkoholprohibition herrscht). Das interessiert H.J.A. jedoch nicht, seine Liebe gilt vor allem den Haifischen, mit denen er sich journalistisch beschäftigt.

1924
Die Schweiz, die zu den 6 grössten industriellen Produzenten von Heroin, Morphin und Kokain gehört und damit schwunghaften Handel treibt (v.a. mit China) wird durch massiven internationalen Druck genötigt, die Konvention von 1912 (Haager Konvention) doch noch zu unterzeichnen, bevor sie als Gastgeber für die zweite Opium- Konferenz auftreten kann. Ein erstes, rudimentäres Betäubungsmittelgesetz wird in Kraft gesetzt.

1925
Genf: Bei der zweiten internationalen Opium-Konferenz werden weltweite Kontrollmassnahmen für Cannabis eingeführt, obwohl 18 der 19 teilnehmenden Staaten keine Probleme im Zusammenhang mit Cannabis vermelden können; lediglich Portugal berichtet, in seiner Kolonie Angola seien Fälle von schwarzer Aufsässigkeit nach Hanfgenuss vorgekommen.
Für die Aufnahme von Cannabis plädieren Aegypten und die Türkei - beide fühlen sich benachteiligt wegen der wirtschaftlichen Beschränkungen, die ihnen die Opium- Reglementierung auferlegt; allfällige wissenschaftliche Erkenntnisse zur Droge Cannabis stehen nicht zur Debatte. Die knapp ausgehende Schlussabstimmung zu ungunsten des Hanfs wird von handfesten wirtschaftlichen Interessen bestimmt; so droht etwa Aegypten den Deutschen an, im Falle eines Cannabis-freundlichen Abstimmungsverhaltens Importbeschränkungen für die deutschen Produkte Kokain (Merck) und Heroin (Bayer) zu erlassen.

ab 1925
Die Anti-Marihuana-Lobby in den USA macht mobil: Straftaten, die in den südlichen Grenzstaaten begangen werden, werden dem Marihuanakonsum zugeschrieben. Bei jedem erwischten Verbrecher, der irgendwann einmal gekifft hat (was eine ziemlich verbreitete Mode ist), wird der Drogenkonsum gleich als Ursache der Kriminalität dargestellt. Die Boulevardpresse erfindet laufend neue Horrorgeschichten.

1928
Harry J. Anslinger liefert erste Beweise seiner journalistischen Fähigkeiten. Er veröffentlicht einen Artikel über Haifische und bezeichnet diese als »prinzipiell gutmütig«. Der Artikel stösst auf geringe Resonanz beim Publikum, worauf A. sechs Monate später unter dem Titel »Die Bestien der Meere« 300 weltweit auserlesene Hai-Opfer in den blutigsten Details präsentiert.

14.06.1928
Die schweizerischen Kammern genehmigen die Ratifizierung des Abkommens der Opium-Konferenz von 1925. Cannabis wird jedoch noch nicht in das Betäubungsmittelgesetz aufgenommen.


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