Wenn Liamara richtig entspannt drauf ist, behauptet sie gerne von sich, häßlich und unwissend, ferner eine gewesene Anhängerin des Heavy Metals zu sein. Auf Anhieb muß ich bei einer solchen Charakterisierung an Doris B* denken, die mit ihren 16 Jahren der Schrecken aller 12jährigen Eulengesichter, wie ich eines war, gewesen ist. Doris, die Doro genannt wurde, lungerte tagtäglich in oder schlimmer noch vor dem Jugendhaus herum, was strategisch günstig zwischen Musikschule und Stadtbücherei lag, so daß mindestens zweimal in der Woche eine recht hohe Wahrscheinlichkeit bestand, ihr in die Finger zu geraten. Da sie mich etwa seit meinem fünften Lebensjahr kannte und gewisse berufliche Verquickungen zwischen unseren Vätern bestanden, war ihre Aggressivität mir gegenüber stets eine kontrollierte, die nie über die Unterstellung (heute weiß ich: Festellung) meiner Homosexualität sowie das Dissen meines eher schwächlichen Körperbaus und einer gewissen Weltfremdheit hinausging, im Gegenteil, ihre wöchentlich wechselnden Intimbeziehungen zu den jeweils angesagten Droogs der Szene haben mich möglicherweise vor Schlimmerem bewahrt.
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