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Mikusch schrieb am 7.10. 2001 um 21:41:58 Uhr über

Angst

Angst als biologische Reaktion

Angst ist eine angeborene psychische und körperliche Reaktion bei Lebensbedrohung. Je
nachdem, wie wir unsere Bewältigungsmöglichkeiten in dieser Situation einschätzen,
reagiert unser Körper mit Kampf- oder Fluchtreaktionen. Die Angstreaktion als solche ist
eine sehr nützliche und gesunde Reaktion. Doch sie kann auch außer Kontrolle geraten
und zum Problem werden, denn die Einschätzung einer Situation als bedrohlich stimmt
häufig nicht mit der Realität überein. Die Flugangst äußert sich wie jede Angst auf drei
Ebenen:



Ebene der Gedanken und Gefühle

Irrationale Überzeugungen, wie sie fast jeder Flugängstliche kennt, sind: "Wenn ich in
dieses Flugzeug einsteige, stürzt es ab»; «Ich werde ohnmächtig»; «Ich werde mich
fürchterlich blamieren" etc. Diese Überzeugungen verfestigen sich zu Denkschemata,
welche in einer angstauslösenden Situation schnell aktiviert werden und in Folge die
Aufmerksamkeitslenkung steuern. Durch selektive Informationswahrnehmung und
-verarbeitung spielen die kognitiven Schemata eine wichtige Rolle zur Aufrechterhaltung der
Angst. Routinesituationen im Flugablauf, wie z.B. die Demonstration der Handhabung von
Sauerstoffmasken und Schwimmwesten, werden von flugängstlichen Personen oft als
Hinweis auf Gefahr gedeutet.



Verhaltensebene

Bei Konfrontation mit der angstauslösenden Situation wird eine unmittelbare Angstreaktion
hervorgerufen, die beim Flugängstlichen den Drang nach Flucht hervorruft. Die Flucht aus
der Situation bringt ein rasches Nachlassen der Angst mit sich. Die Vermeidungsreaktion
wird von der Person als Erleichterung erlebt, da die Angst spürbar nachlässt. Diese
Verstärkung des Vermeidungsverhaltens führt dazu, dass sich dieses festigt. Das Problem
besteht darin, dass durch Vermeidung Angst nicht abgebaut werden kann, da der
Betroffene sich nicht mehr in die Situation begibt, um dort möglicherweise festzustellen,
dass seine Befürchtungen unbegründet sind. Dieses Verhalten kann dazu führen, dass
sich die Angst ausbreitet. In verschiedenen Situationen finden sich häufig gleiche oder
ähnliche Elemente. Beispielsweise haben Flugzeuge, Fahrstühle und Tunnel die Enge
gemeinsam und Flugzeuge, Sessellifte und Berge entsprechend die Höhe. Es besteht
folglich die Gefahr, dass die Angst auf andere Situationen übergreift. Je mehr sich die Angst
ausbreitet, um so stärker wird der persönliche Lebensraum der Person eingeschränkt und
die Lebensqualität reduziert.



Körperliche Ebene

Die körperliche Seite der Angst steht häufig im Vordergrund der Betrachtung. Die
Betroffenen spüren starke körperliche Beschwerden, welche jedoch in den meisten Fällen
keine krankhafte Grundlage haben, sondern durch die Aktivierung des Körpers in der
Angstsituation zu erklären sind. Häufige körperliche Reaktionen sind Zittern,
Magen-Darm-Probleme, Schwäche- und Schwindelgefühle, Muskelverkrampfungen und
das Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben.

Die drei Ebenen der Angst sind nicht immer gleich stark zu spüren. Angst ist häufig für
Betroffene sehr individuell auf einer oder mehreren Ebenen spürbar. Unabhängig davon,
welche Komponente die Angstwahrnehmung dominiert, sind alle drei Ebenen wichtig bei
Entstehung und Aufrechterhaltung der Angst.

Ein wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist die »Angst vor der Angst«. Dabei kann
jede Ebene der Angst eine andere in Gang setzen und im Sinne eines Teufelskreises die
Angst verstärken und aufrechterhalten.
Die Angstreaktion kann an jeder Stelle des Angstkreises in Gang gesetzt werden, meist
beginnt dieser Prozess mit einer Komponente und kann eine »Kettenreaktion« auslösen.
Betroffene schildern vielfach anschaulich, dass am Anfang eines Angstanfalls gar nicht die
Angstgefühle stehen, sondern körperliche Symptome wie Herzklopfen, rasches Atmen oder
Schwindel wahrgenommen, und als gefährlich interpretiert werden. Allein die Erwartung,
dass sich die Angst bis zur schlimmstmöglichen Katastrophe steigern kann, verstärkt die
Angstgefühle und führt zur Intensivierung der körperlichen Veränderungen. Diese
Zusammenhänge betonen nochmals die enge Vernetzung der unterschiedlichen Aspekte
der Angst.


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