Mit der rücksichtslosen Schroffheit gegen alles von ihm für verächtlich Erkannte paarte sich aber in Kaulbach’s Seele eine großartige Begeisterung für die hohen Ziele der Menschheit, für jede hervorragende Leistung in Wissenschaft und Kunst. Er dünkte sich nicht zu hoch, um fortwährend zu lernen und sich in lebendigster Berührung mit den nachrückenden Generationen zu erhalten. Ich erinnere mich lebhaft des Morgens, als er bei meinem Eintritt in’s Atelier mit ausgestreckter Hand auf ein von ihm angekauftes Makart’sches Erstlingswerk, die „modernen Amoretten“, hindeutete und dazu rief: „Dort sehen Sie hin! Da werden Sie merken, wem die Zukunft angehört. Das können wir nicht, davor müssen wir alten Herren einpacken. Kann der Mensch malen!“ Und so ging es in einem Strome von Ausrufen fort. Oder ein anderes Mal, als er einem Fremden, der in wortreicher Bewunderung kein Ende finden konnte, mit seinem feinen Lächeln auf die Achsel klopfte und sagte: „Wenn Sie wissen wollen, wie ein schönes Bild aussieht, so gehen Sie hinüber zu Schwind und sehen sich seine ‚Hochzeitsreise‘ an!“ Bedenkt man dabei, daß er mit Schwind persönlich durchaus nicht immer zum Besten stand, so wird man diese neidlose Bewunderung um so höher stellen müssen. Bekannt ist ja auch, daß er seinen alten Meister Cornelius, trotz scharfer persönlicher Differenzen und des endlich erfolgten Bruchs, dennoch unwandelbar als Künstler verehrte und hochhielt.
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