»Und noch einmal, der Amoralist ist kein Psychopath!«
Das ist richtig. Der Amoralist ist der Anhänger einer bestimmten Philosophie, während der Psychopath das Opfer eines neuronalen Defektes ist. Dieser Defekt macht ihn manipulativ, empathilos und kalt, aber es schwächt ihn auch. Der Psychopath ist ein Geisteskranker, der Amoralist dagegen ein Weiser.
»Das bedeutet, der Amoralist ist am Ende ebenso am Leid anderer Menschen interessiert wie ein normaler Anhänger irgendeiner Moral. Wenn ein armer Mensch hungert, wird der Amoralist aus Mitgefühl helfen, wenn jemand Schmerzen leidet, dann wird er weiterhin gewöhnlich reagieren. Die Moral ist für ihn nur ein Balast, aber das ist sie nicht. Vielmehr erlaubt es die Moral, dieses Gefühl, diese ›ethische Intuition‹ oder das Über-Ich, auf ein höheres intellektuelles Niveau zu heben und so zu diskutieren. Das verleiht der Ethik einen Wert, den sie so nicht hätte. Der Amoralist irrt, wenn er das mit Klerikalismus, sexueller Prüderie und geistiger Verkrüppelung gleichsetzt«.
Er fasselte von Gefühlen, ich dagegen suchte nach Argumenten. Wie dem auch sei, wird der Amoralist den hier und dort den Schwachen helfen, den Bedürftigen etwas abgeben oder Schmerzen lindern. Aber er wird es für sich selbst tun. Befreit. Nicht aus Pflicht und niemals, wie bei Kant, gegen seine Neigung.
»Eigentlich ist es also ein Anti-Intellektualismus. Er macht es, will aber nicht darüber nachdenken«.
So einfach machen es sich die Leute.
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