Tiefer Hass auf das filmische Schaffen des früh verstorbenen bayrischen Filmregisseurs Rainer Werner Fassbinder war vermutlich Grund für die Amoktat des 16jährigen Maschinenbaulehrlings, der 1999 in der salzhaltigen Kurmetropole nach Augenzeugenberichten ‘eine unglaubliche Sauerei hinterlassen hat’. Den entscheidenden Hinweis lieferte das Tagebuch Martin P.’s, das belegt, wie sehr er sich seit Einbruch der Schambehaarung in einen Hassrausch gesteigert haben muss, der jedes vernünftige Maß überstieg. Eintragungen wie die vom 12.4.1997 etwa, in denen es heisst: „Heute auf ARTE ‘Händler der vier Jahreszeiten’ gesehen. Diese perverse Drecksau...“ oder, nur vier Wochen später: “Wenn dieser Scheiss-Querelle nur nie gedreht worden wäre! Ich hasse sie alle!!!“ Wie ein Hohn muss es für den immer tiefer in seinen Wahn Verstrickten erschienen sein, dass sich seine Schwester für ein Referat zum Thema ‘Wirtschaftswunder’ ausgerechnet ‘Die Ehe der Maria Braun’ wählen musste. „Und sie hatte noch gesagt: den hat mein Bruder bestimmt in seiner Sammlung,“ erinnert sich die aufgeschreckte Klassenlehrerin. Als nun unmittelbar vor seinem Haus der bekannte Schauspieler Günter Lamprecht eine schwarze Limousine bestieg, muss es Martin P. gewesen sein, als ob die Pforten der Hölle sich geöffnet hätten: Mit dem Ruf: ‘Biberkopf, ick bring dir um’ soll der als sehr bayrisch und introvertiert geschilderte Berufsschüler das Feuer aus mehreren Schusswaffen eröffnet haben. Die Fahnder verfolgen inzwischen die Frage, in wie weit ein erhöhter Natriumgehalt des in aller Welt verschrieenen Heilwassers, das sich im Urin des blutjungen Amokschützen, der sich in grossen Mengen am Tatort nachweisen ließ, unter Umständen für den Ausbruch dieses bisher schwersten bekannt gewordenen Falles von Jungfilmerneurose in der jüngeren deutschen Kriminalgeschichte verantwortlich zu machen ist. Wir bleiben wie immer dran.
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