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Always Ultra schrieb am 9.7. 2008 um 21:12:07 Uhr über

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Es begann mit einem Skandal. Rainald Goetz, ein praktisch unbekannter Jungautor aus München, las beim Bachmann-Wettbewerb 1983 ein poetologisches Manifest vor und schlitzte sich dabei mit einer Rasierklinge die Stirn auf. Sein blutüberströmtes Gesicht wurde vom Blitzlichtgewitter der Kameras medienwirksam festgehalten. Klagenfurt hatte seine alljährliche Sensation und das Feuilleton ein neues Enfant terrible. Der von Goetz vorgetragene Text verlangte unter anderem die Einheit von Kunst und Leben - das blutverschmierte Manuskript war dessen Symbol. Daß der spektakuläre Auftritt kein reiner Publicitystreich war, erwies sich, als kurze Zeit später der Debütroman »Irre« erschien - ein bemerkenswertes Buch über die Psychiatrie als Instrument gesellschaftlicher Unterdrückung und den Wahnsinn als alternative Form der Hellsicht.

Fünf Jahre später veröffentlichte der »Literaturpunk« seinen zweiten Roman. »Kontrolliert« (1988) ist das Gedankenprotokoll einer Nacht. Nicht irgendeiner Nacht, sondern der vom 17. zum 18. Oktober 1977, die der Erzähler schlaflos in Paris durchwacht, während im Stammheimer Hochsicherheitstrakt Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe Selbstmord begingen. Eindringlicher als in »Kontrolliert« ist die schizophren-paranoide Gedankenwelt des Terrorismus, aber auch der idealistische Impuls der RAF zur Beseitigung sozialer Ungerechtigkeiten in der deutschen Literatur nie dargestellt worden.

Seit »Kontrolliert« sind zehn Jahre vergangen. Rainald Goetz schrieb mittlerweile Theaterstücke, Prosa und Beiträge für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften. An seinem Projekt, Literatur und Politik, Kunst und Leben zu amalgamieren, hat er unverändert festgehalten. So auch in seinem neuen Buch »Rave«. Vor großen Themen wie Psychiatrie oder Terrorismus aber schreckt Goetz nun zurück. Statt dessen beschäftigt er sich mit der (pseudo-)dekadenten Welt der Münchner »Szene«, in der er selber eine nicht unbedeutende Rolle spielt.

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