Altes ist Vergangenheit seit dem 11. September 2001.
Die Weltmacht USA hat einen Kratzer. Den wird sie rächen mit ihrem üblichen Größenwahn.
Die USA braucht ihren Heldenpathos, den Superman, der immer siegt. Das ist der Kampf der Guten gegen das Böse, hat Bush gesagt.
Woher nimmt er die Gewissheit, daß er der Gute ist?
Das ist das zweite Pearl Habour, hat einer seiner Senatoren gesagt.
Na, danke! Dann wissen wir ja, wie's weitergeht.
Nur wer sind diesmal die Japaner?
Im engmaschigen Netz der NATO spielt es keine Rolle, wer betroffen ist. Wenn einer betroffen ist, sind es alle. Und die Regierung Bush wird schon darauf achten, daß auch alle mitmachen, wenn es gegen den Feind geht, gegen den Bösen.
Die USA brauchen ein Feindbild und haben keines mehr. Das ist das ganze Problem. Aliens sind keine gekommen (wie in manchem Film erträumt). Und die Russen haben's aufgegeben. Die Chinesen grinsen spöttisch und zeigen auf ihren eigenen Gigantismus.
Also der Islam. Dem hat man ohnehin schon genug Waffen verkauft, um zu wissen, daß er ein guter, böser Gegner sein wird. Fanatisch sind sie ja alle, also ist doch alles klar.
Mr Bush, schlagen Sie nur zu, keine Hemmungen. Sie haben ja keine globale Verantwortung. Sie sind doch ganz allein auf diesem Planeten, schon immer. Tun sie nicht so scheinheilig und reden von den armen Opfern, die ihre Steinklötze unter sich begraben haben! Sagen sie nur, was sie denken! We have to fight! Das sagen sie doch am liebsten.
»George W. Bush, 55, US-Präsident, ging in seinen Ferien nützlicher Tätigkeit nach. Während hiesige Politiker etwa mit der Liebsten im Swimmingpool plantschten oder, wie der Bundeskanzler, den überraschend fülligen Leib am Strand herzeigten, griff der Amerikaner zur Kettensäge. Und das nicht nur einmal, sondern täglich, während seines fast vierwöchigen Urlaubs, der vergangene Woche zu Ende ging. Oft sägte Bush stundenlang auf seiner Ranch in Texas Bäume und Büsche um, die seinem Pfad zu seinem Lieblingscanyon im Weg standen. Die Hingabe an die Kettensäge kommt nicht von ungefähr. Denn «da», so Bush, «bin ich in meinem Element». «
Aus: Der Spiegel 36/2001, S. 233
Ja, Mr Bush, so ist das richtig! Die Welt braucht ein wenig mehr Gewalt, sonst verweichlichen wir doch am Ende noch alle. Zeigen Sie uns, wie man sich benimmt, als ordentlicher Amerikaner! Seien Sie uns ein Vorbild. Und werden Sie ja nicht schwach, wenn es darum geht, irgendwelche rote Knöpfchen zu drücken!
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