O geht mir, Ihr Sensualisten, die Ihr immer in den Geburtsteilen Eurer Maria wühlt und stundenlang ein und dieselbe sexuelle Phrase litaneit, bis dem Zuhörer Übelkeit ankommt. Ihr süße Metzgersorte, die Ihr das Herz-Jesu-Fleisch und die Brüste Eurer unbefleckten Jungfrau mit derselben Eleganz der Kundschaft vorschneidet, wie Eure Fleischer die ›Ripperln‹ und ›Karbonadeln‹. Durch Strafgesetz sind Unsittlichkeiten und Obscönitäten, auf Erregung der Geschlechtslust berechnete Worte und Vorträge, verboten. Aber Ihr holt es in Eurer Kirche nach, und mit Euren vor dem Strafrichter sicheren Litaneien stopft Ihr Euch durch stundenlange Uebung mit geschlechtlichen Erregungen toll und voll. O geht mir, mit Eurer Haut-gout-Religion, Ihr rotes, unbeflecktes, himbeersaftiges Geschlecht!
Oskar Panizza, 'Abschied von München'
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